Im Rahmen des Expertenforums Energie.Digital wurden bedeutende Erkenntnisse zum digitalen Bauen und zur Nachhaltigkeit aus dem BIM-Leuchtturmprojekt "Viega World" präsentiert.
Das Weiterbildungszentrum "Viega World" wurde integral unter Anwendung der Building Information Modeling (BIM) Planungsmethodik entworfen und umgesetzt. Es gilt als herausragendes Beispiel für digitales Bauen und Nachhaltigkeit in allen neun Leistungsphasen der Honorarordnung für Architekten und Ingenieure (HOAI).
Hier wurden bedeutsame Erkenntnisse gewonnen, die einen wesentlichen Einfluss auf die digitale Zukunft des Bauens haben werden. Im Rahmen des gut besuchten Expertenforums zum Forschungsprojekt Energie.Digital demonstrierten die Projektpartner, wie gebäudetechnische Informationen umfassend in BIM integriert werden können. Zudem zeigten sie, wie mithilfe von "Linked Data" Betriebsdaten des energetischen Monitorings aus der Gebäudeautomation in Echtzeit am Digitalen Zwilling visualisiert werden können.
Das Projekt hat erfolgreich das Ziel erreicht, eine durchgängige und systematische Methode zur Verknüpfung und Integration der Domänen Technische Gebäudeausrüstung (TGA) und Gebäudebetrieb in Building Information Modeling (BIM) zu entwickeln. Die entwickelte Methodik wurde erfolgreich in der "Viega World" umgesetzt und kann vor Ort in Attendorn beeindruckend live erlebt werden. Im Rahmen des Projekts wurden eine konsistente Darstellung der energierelevanten Eigenschaften von TGA in BIM erarbeitet, die Technologie "Linked Data" genutzt und Methoden entwickelt, um die Komplexität digitaler TGA-Modelle deutlich zu reduzieren.
Gewerkeübergreifend miteinander austauschen
Sebastian Herkel, Leiter des Geschäftsfelds Energieeffiziente Gebäude am Fraunhofer ISE, betrachtete es als durchaus realistisch, dass die von der Bundesregierung angestrebte Klimaneutralität im Gebäudesektor bereits im Jahr 2045 erreicht werden kann, basierend auf dem Beispiel der "Viega World". Voraussetzung dafür sei eine koordinierte Umsetzung von Maßnahmen, um den Wärme- und Strombedarf zu senken und gleichzeitig die Gebäude mit regenerativen Energien zu versorgen. Herkel betonte, dass hierfür innovative und skalierbare Ansätze in der Planung, beim Bau und im Betrieb von Gebäuden erforderlich seien, die durch digitale Verfahren unterstützt werden können, wie es beispielhaft im interaktiven Viega Weiterbildungszentrum umgesetzt wurde.
Für Prof. Dr.-Ing. habil. Christoph van Treeck, Inhaber des Lehrstuhls für Energieeffizientes Bauen E3D an der RWTH Aachen University, ist die gestellte Aufgabe sozusagen ein Prototyp für den grundlegenden Denkansatz, warum solche Objekte zukünftig integral mit der BIM-Arbeitsmethodik geplant werden müssen. Van Treeck erklärt: "Angefangen mit einer umfassenden Bedarfsplanung und der detaillierten Dokumentation der Nutzungsprozesse des Bauherrn wurde eine neue, konzept- und prozessorientierte Herangehensweise entwickelt, die als 'Planungsphase 0' bereits in der frühen Projektphase einen fachübergreifenden Dialog erfordert. Dies führte dazu, dass die Technische Gebäudeausrüstung aufgrund ihrer Komplexität als wichtigster Leitfaden für das Planen und Bauen identifiziert wurde."
Durch das Forschungsprojekt Energie.Digital wurden wichtige Grundlagen geschaffen, um die daraus resultierenden komplexen BIM-Modelle zu reduzieren und beherrschbar zu machen. Dies ist ein entscheidender Faktor für die zukünftige Umsetzung dieser Planungsmethodik in anderen Bauprojekten.
Theorie in Praxis umsetzen
Dank der BIM-Arbeitsmethodik haben die Forscher von Energie.Digital eine durchgängige und systematische Methode entwickelt, um die Technische Gebäudeausrüstung (TGA), die Gebäudeautomation (GA) und den Gebäudebetrieb zu verknüpfen und zu integrieren.
Perspektivisch wird Nachhaltigkeit immer wichtiger, da die Möglichkeiten des energieeffizienten Bauens mittlerweile an ihre Grenzen stoßen, während der Betrieb eines Bürogebäudes etwa 80 % der Lebenszykluskosten ausmacht, wovon etwa 40 % auf Energie entfallen. Um diesen Anteil zu reduzieren, wird es dringend notwendig sein, verschiedene Ansätze und Technologien zu kombinieren und ganzheitliche Lösungen zu finden.
Der ganzheitliche und in der „Viega World“ konsequent über alle Leistungsphasen digitalisierte Planungsansatz wurde vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz über das Forschungsprojekt Energie.Digital gefördert. Die wissenschaftliche Begleitung geschah durch das Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE und den Lehrstuhl für Energieeffizientes Bauen E3D der RWTH Aachen University.
Jetzt Newsletter abonnieren und im Fachartikel "BIM in allen Leistungsphasen" lesen, wie BIM, die bei der Realisierung des Neubaus konsequent genutzt wurde.