Eine Studie der Bimondis AG ergab, dass mehr als 5.300 Stellen in den Bereichen Digitalisierung und Nachhaltigkeit im Bau offen sind.
Weitere wichtige Erkenntnis der Bimondis-Studie: Ein Teil der Bauwirtschaft könnte die Digitalisierung des Bauwesens schneller vorantreiben, wenn er nicht durch den langsameren Teil der Bauwirtschaft daran gehindert würde. Die Autoren der Studie verwenden das Bild eines Zuges, dessen vorderer Teil mit höherer Geschwindigkeit fahren könnte, der aber durch den hinteren, langsameren Teil daran gehindert wird. „Es ist in dieser Transformation unausweichlich, dass sich der vordere Teil irgendwann lösen und weiter beschleunigen wird, während der hintere zurückbleibt“, heißt es in der Studie.
Das Team der Bimondis hat für die Studie, wie schon 2022, die wichtigsten Stellenportale im deutschsprachigen Raum nach Stellen durchsucht, die entweder im Titel oder bei der Beschreibung der Tätigkeiten zwingend nach Spezialwissen in Digitalisierung oder Nachhaltigkeit verlangen. Darüber hinaus wurden Interviews mit mehr als 50 Expertinnen und Experten aus der Bauwirtschaft geführt.
Wandel bei den gesuchten Qualifikationen
Bei den offenen Stellen zeichnet sich ein Wandel bei den von den Arbeitgebern gesuchten Qualifikationen ab, so die Bimondis-Studie. Während in den letzten Jahren Kenntnisse bei der reinen Anwendung des Building Information Modeling (BIM) als Methode als ausreichend galten, suchen Unternehmen heute, laut Studie, verstärkt nach Bewerbern mit einem breiteren Spektrum an digitalen Kompetenzen und tiefergehenden technischen Fähigkeiten.
Während der Fachkräftemangel von vielen Branchenvertretern als unüberwindbare Herausforderung dargestellt wird, dessen Lösung außerhalb des eigenen Einflusses liege, benannten dies Experten in den Interviews als Ausflucht für die Rat- und Mutlosigkeit vieler Unternehmen. Es gebe Gegenbeispiele von Unternehmen in Deutschland, Österreich und der Schweiz, die diese Probleme intelligent und pragmatisch lösen und damit erfolgreich seien.
Die Bimondis-Studie zitiert beispielsweise Stefan Luckert, Teamleiter CAD & BIM-Beauftragter bei ibb Burrer & Deuring: „Wir haben in Deutschland nicht genügend qualifizierte Fachkräfte gefunden und rekrutieren deshalb lieber international. Wir bieten den Kandidaten große Unterstützung bei der Integration, zum Beispiel bei der Wohnungssuche und mit bezahlten Sprachkursen.“
Aufbrechen von Silos
Insgesamt zeichneten sich in den Interviews bezüglich des Fachkräftebedarfs besonders drei Herausforderungen ab. So sei das Qualifikationsniveau in der Branche in der Breite nicht hoch genug, verfügbare Software- und Technologielösungen seien für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) zu teuer und funktional zu mächtig, vor allem aber das Aufbrechen von Silos, das Change-Management, sei noch immer die größte Herausforderung. „Der beste Weg ist Machen und viel Kommunizieren“, zitiert die Bimondis-Studie Manjunath Ambli-Suresh, BIM-Manager und Abteilungsleiter BIM bei Tecklenburg.
Variable Tempi der Digitalisierung in Planung und Bau
Auch was das Tempo des digitalen Wandels anbelangt, gebe es unterschiedliche Wahrnehmungen im Markt. Marco Mondello, Teamleiter BIM bei CKSA und Lehrbeauftragter an der Hochschule Anhalt, wird dazu in der Studie zitiert: „Bei digitalen Methoden und Tools entwickelt sich die Welt sehr schnell und fordert ständiges Lernen und Entwickeln. Wer sich heute zur technologischen Speerspitze zählt, ist in drei Jahren vom Markt überholt.“
Geografisch gesehen nehme die Kluft zwischen Deutschland und seinen europäischen Nachbarn zu. So stellt die Studie fest, dass die nordischen Länder Deutschland etwa fünf Jahre voraus seien, das Vereinigte Königreich und die Schweiz gefühlt einen Vorsprung von etwa zwei Jahren gegenüber Deutschland hätten. „Als internationales Unternehmen sind die unterschiedlichen Geschwindigkeiten der Märkte bei der digitalen Transformation der Branche eine Herausforderung“, zitiert die Studie Sven Peper, Headof BIM bei PERI.
Ausblick mit Optimismus
Dennoch verlieren die Autoren der Studie nicht ihren Optimismus: Marc Beermann (CEO) und Yashar Moradi (CTO), Bimondis AG: „Immer mehr Unternehmen öffnen ihre Türen für internationale Talente, modernisieren ihre Organisationen, suchen neue Partnerschaften und verstärken ihre Ausbildungsprogramme. Wie es scheint, wollen sie im Schnellzug Platz nehmen, bereit, sich neu zu erfinden und die Zukunft des Planens und Bauens aktiver als bisher mitzugestalten.“
Die gesamte Studie stellt die Bimondis AG zur Verfügung.
>> Lesen Sie zu diesem Thema auch das Kompendium „BIM Aus- und Weiterbildung“ des Build-Ing. Magazins.