Beim BIM.Ruhr-Kongress feierte das Projekt BIM.Ruhr Anfang März in Herten seinen Projektabschluss.
Im Mittelpunkt stand die Vorstellung des BIM.Ruhr Leitfadens. Er soll insbesondere Kommunen als Grundlage dienen, um zukünftige regionale Projekte mit digitalen Methoden im Sinne eines Building Information Modelings (BIM) bewerkstelligen zu können, teilt das Projektteam mit. Der Leitfaden biete einen barrierefreien Einstieg in die Arbeitsmethode BIM. Die Veranstaltung wurde von Annika Zimmermann, BIM.Ruhr-Projektmanagerin, moderiert.
Die Autorinnen des BIM.Ruhr Leitfadens, Dr. Signe Mikulane, wissenschaftliche Mitarbeiterin am BIM Institut der Hochschule Bochum, und Elena Straßenmeyer, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Baubetrieb und Baumanagement (ibb) der Universität Duisburg-Essen, gaben zu Beginn des Kongresses Einblicke rund um den Leitfaden. So wurde dieser auf Grundlage der Erkenntnisgewinnung aus den Arbeitsgruppensitzungen, der Interviews und der BIM.Ruhr-Konferenzen sowie der Revisionsphase mit Einarbeitung des Feedbacks der Netzwerkteilnehmer entwickelt. Außerdem bezieht das Dokument den aktuellen Forschungsstand nationaler BIM-Regularien und Richtlinien sowie anderer Forschungsprojekte durch die umfassende Recherchearbeit der Autorinnen mit ein.
Mustervorlagen für AIA und BAP
Darüber hinaus stellten die beiden Autorinnen den Kongressteilnehmern die im Leitfaden enthaltenen Dokumente vor, wie die BIM.Ruhr Mustervorlagen Auftraggeber-Informationsanforderungen (AIA) und BIM-Abwicklungsplan (BAP). Die in diesen Dokumenten enthaltenen Inhalte wurde dabei extra so konzipiert, dass sie in beiden Dokumenten einheitlich sind und nur von den verschiedenen Parteien – Auftraggebern (AG) und Auftragnehmern (AN) – ausgefüllt werden. Ergänzt wird der Leitfaden durch den Informationsanforderungskatalog, der neben den BIM-Zielen verschiedene BIM-Anwendungsfälle sowie Informationsanforderungen, die die benötigten Informationen zur Umsetzung der BIM-Anwendungen enthalten, aufführt.
In der anschließenden Fragerunde zum BIM.Ruhr Leitfaden hatten die Kongressteilnehmer die Möglichkeit, in den direkten Austausch mit Dr. Signe Mikulane und Elena Straßenmeyer zu gehen, bevor es mit Vorträgen zu den Erkenntnissen aus den jeweiligen BIM.Ruhr-Pilotprojekten weiterging.
BIM.Ruhr-Pilotprojekte
So stellte Jürgen Vahlhaus, Fachdienstleiter Fachdienst 62 - Kataster und Geoinformation, Kreis Recklinghausen, das Pilotprojekt Drewer-Brücke vor, eine befahrbare Bogenbrücke mit abgehängter Fahrbahn aus dem Baujahr 1970, die über den Wesel-Datteln-Kanal verläuft. Zudem gab er einen Ausblick auf die mögliche zukünftige BIM-Strategie im Kreis Recklinghausen.
Winona Grimsehl-Schmitz, Fachbereich Tiefbau und Verkehr, Abteilung 53/3 Straßen- und Ingenieurbau/-unterhaltung, Straßenmanagement, Stadt Herne gab detaillierte Einblicke in die Erkenntnisse des Pilotprojektes Brücke Bielefelder Straße in Herne. Hier wurde ein Ersatzneubau der Brücke, einer wichtigen Verkehrsachse und Schulbuslinie, inklusive der Erneuerung des Knotenpunktes und einem Straßenabschnitt von ca. einem Kilometer Länge geplant, der mit der Methode BIM durchgeführt werden soll. Der Planungsauftrag wird als Teilnahmewettbewerb Straße und Brücke erfolgen. Für 2024 ist der Baubeginn geplant, die Gesamtfertigstellung Straße und Brücke für 2026. Für eine erfolgreiche BIM-Einführung wird zudem wird ein BIM-Management ausgeschrieben.
Den Abschluss des ersten Kongressteils machte Martin Steigerwald, Amt für Geoinformation, Liegenschaften und Kataster, Stadt Bochum, mit einem Vortrag zum Pilotprojekt Aula des Alice-Salomon-Berufskollegs Bochum. So gab er Einblicke in Projekterfahrungen, die durch das BIM Institut der Hochschule Bochum z. B. bei den BIM-Zielen, u. a. wie das Aufmaß, die Modellierung und die Nutzung eines BIM-Modells der Aula sowie die Modellierung IFC-konformer 3D-Objekte, gemacht wurden. Mit einem abschließenden Fazit zur Entwicklung seiner BIM-Kompetenzen vor dem Pilotprojekt, zwischendurch und jetzt, schloss Martin Steigerwald seinen Vortrag damit ab, dass er „jetzt gefühlt im richtigen Zug sitzt“. Nachfolgend zu den drei Vorträgen beantworteten die Referentinnen und Referenten Fragen der Kongressteilnehmer zu den jeweiligen Pilotprojekten.
Im zweiten Kongressteil zeigte Christoph Röhr, Geschäftsführer, RMA Real Estate Management Assistance GmbH, mit seinem Vortrag „BIM als Chance“ auf, welche Erfahrungen er im Rahmen der Projektentwicklung mit der Methode BIM gemacht hat, u. a. beim Anlauf (fehlende Bauteilbeschreibungen, fehlende Bestandspläne) oder im Projekt selbst, wo z. B. Optimierungsmöglichkeiten nicht erkannt werden. Er zeigte auf, wie BIM bei allen am Bau Beteiligten Transparenz schafft und damit letztlich zu einer Planungs- und Prozessoptimierung beiträgt.
Transparenz und einfache Kommunikation durch BIM
Den Abschluss der Konferenz bildete eine Podiumsdiskussion, die von den beiden wissenschaftlichen Partnern des BIM.Ruhr-Projektes moderiert wurde. Prof. Dr.-Ing. Dirk Eling, Dekan des Fachbereichs Geodäsie und Leiter des BIM Instituts der Hochschule Bochum, und Prof. Dr.-Ing. Alexander Malkwitz, Abteilungsleiter ibb sowie Prodekan der Fakultät für Ingenieurwissenschaften, Universität Duisburg-Essen, leiteten die Diskussion zum Thema „Perspektiven zur BIM-Einführung“. Die Teilnehmer des Panels, Tina Drahtler, Prokuristin, Drahtler Architekten, Udo Bertels, Geschäftsführer, Ingenieurbüro Bertels, Katharina Bremm, Leitung Stabsstelle BIM, Straßen.NRW, und Ulf Meyer-Dietrich, Amtsleiter bei Stadt Dortmund, Vermessungs- und Katasteramt, teilten Ihre Erfahrungen zu den ersten Schritten und Projekten mit BIM. Innerhalb des Gesprächs wurde vor allem klar, dass für alle Beteiligten die erhöhte Transparenz und vereinfachte Kommunikation durch die BIM-Methode ein immenser Vorteil ist.
Im anschließenden gemeinsamen Austausch mit allen Kongressteilnehmern gab es noch einmal ausreichend Gelegenheit für Gespräche zu den BIM.Ruhr Pilotprojekten aus Hoch-, Tief- und Infrastrukturbau sowie einen exklusiven Austausch mit BIM-Experten. Drüber hinaus bot der Kongress die Möglichkeit zur Vernetzung mit wichtigen nordrhein-westfälischen BIM-Vertretern aus Bauwirtschaft und öffentlicher Verwaltung.