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Gamification und Serious Games
Planspiel für die Bauwirtschaft

Auf spielerische Weise Kommunikations- und Planungsaufgaben in Städten und Gemeinden zu übernehmen, soll Planung greifbarer machen.

Planungsaufgaben bei Neubauten oder Stadtteilentwicklungsvorhaben sind vielseitig und komplex. Mit einer guten Kommunikation stehen und fallen viele Projekte. Sind die Fronten verhärtet, kann oft nur eine Krisenkommunikation Abhilfe schaffen. Die ist jedoch teuer und meist auch vermeidbar. Der spielerische Ansatz von Serious Games und Gamification birgt viel Potenzial.

Im ersten Moment scheint der Gedanke an Spiele im Kontext von teuren Bauvorhaben eher deplatziert. Auf den zweiten Blick ist der Ansatz allerdings gar nicht so abwegig. Schließlich wurde er bereits in viele Geschäftsbereiche integriert. Das Sammeln von Bonuspunkten beim Einkauf im Supermarkt ist mittlerweile weit verbreitet. (Das ist ein Modell der Kundenbindung) Im Personalmarketing werden nicht selten spielerische Elemente genutzt, um den geeigneten Bewerber zu finden. Firmen wie Brillux, Airbus oder Tchibo richten ihre Arbeitgebermarke stark auf den Nachwuchs aus. Sie engagieren Dienstleister, die Elemente aus dem Recruitment mit unterhaltsamen Elementen verbinden. So wird Recruitment zu Recrutainment. Wie sieht das aus? Ich kann mir beim Lesen nix darunter vorstellen.

Gespielt wird überall

Das Bildungswerk für Niedersächsische Wirtschaft hat eine „Marketing Information Game“ entwickelt. Schüler schlüpfen in einem Planspiel in die Rolle von Unternehmern erleben konkret ihnen noch unbekannte Bereiche und Realitäten.

Strategiespiele bieten eine gute Möglichkeit, um neue Denkmodelle auszuprobieren. Der Spielentwickler Georg Pohl bringt mit Stadtspieler, einem Trainingsspiel für Stadtentwicklung, verschiedene Akteure eines Projektes zusammen. Drei bis sechs Spieler übernehmen einen Teil des gesamten Systems, beziehungsweise vertreten einen bestimmte Rolle. Der Perspektivwechsel verhilft zu einem besseren gegenseitigen Verständnis.

Stadtspieler eröffnet Perspektivwechsel

Die Mitspieler werden durch die Story des Spiels motiviert und gewinnen gegenseitiges Vertrauen. Der Lebens-, Wissens-und Berufshintergrund der Gamer fließt automatisch in das Spielgeschehen ein. So entsteht eine Mischung der einzelnen Mitspieler-Interessen. Im Spiel bauen die Teilnehmer ihre Stadt und müssen ihre Mitspieler mit Argumenten von ihren Einzelprojekten überzeugen.  Es entwickelt sich eine ganz eigene Dynamik.

Das Spiel kann auf verschiedenste Projekte angepasst und angewendet werden. Es wurde zum Beispiel aktuell innerhalb der Veranstaltungsreihe „Planen mit der Ungewissheit – Herausforderung für die Landschaftsarchitektur und die Raumplanung“ beim Institut für Raumentwicklung der HSR für Technik Rappersweil präsentiert. Zum Einsatz kam Stadtspieler außerdem zur Perspektivenbildung für die St. Sixtuskirche in Ermsleben, bei der Regionalentwicklung zur Förderung der Integration von geflüchteten Jugendlichen in Traunstein und im größten Gartenverein Deutschlands, zur Verständigung zwischen Menschen, Generationen und Kulturen.

Kommunikation steht im Vordergrund

Der Einsatz von Spielen innerhalb von komplexen Systemen wie Stadtplanung macht die Zusammenhänge auf einen Blick deutlich. Außerdem werden Schnittmengen zwischen unterschiedlichen Interessen der Akteure sichtbar und es ergibt sich die Möglichkeit in eine konstruktive Kommunikation einzusteigen.

(Bild: Phil Daub/stock.adobe.com)

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