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Marode Brücken: Verbände warnen vor Verkehrskollaps

Mehrere führende Verbände warnen vor einem Sanierungsrückstand bei Brückenbauprojekten, falls die Mittel für den Autobahnbau gekürzt werden. Im schlimmsten Fall könnte dies zu einem Verkehrskollaps führen.

Über 4.000 Autobahnbrücken in Deutschland benötigen derzeit dringend eine Sanierung oder einen Neubau. Vor diesem Hintergrund kündigte der Bundesverkehrsminister beim 1. Brückengipfel am 10. März 2022 an, dass der Bund ab spätestens 2026 jährlich 400 Brückenbauprojekte durchführen werde, um den Sanierungsstau innerhalb von zehn Jahren zu beseitigen.

Mehrere Spitzenverbände, darunter der Zentralverband Deutsches Baugewerbe, sehen kaum Fortschritte und haben sich daher mit einem gemeinsamen Notruf an die Bundesregierung gewandt. „Wir sind weit weg von den 400 Brücken jährlich. Zudem wurden in den vergangenen Wochen zunehmend Ausschreibungen wegen Geldmangels aufgehoben und das Bauprogramm der Autobahn GmbH wird insgesamt gestreckt. Obendrein wurde bekannt, dass der Etat der Autobahn GmbH um 20% von 6,2 Mrd. Euro auf 4,9 Mrd. Euro gekürzt werden soll. Diese fahrlässige Investitionspolitik wird dazu führen, dass weitere Brücken gesperrt werden und das Straßennetz weiter verfällt”, lautet ihre Kritik.

Sanierungsziele rücken in weite Ferne

Die Sperrungen der Talbrücke Rahmede (A 45) und der Salzbachtalbrücke zwischen Frankfurt und Wiesbaden hätten dies belegt. „Sollte die Bundesregierung keine ausreichenden finanziellen Mittel für den Bundesfernstraßenbau im aktuellen Verkehrsetat und der mittelfristigen Finanzplanung einstellen, hätte das fatale Folgen – ein Verkehrskollaps ist zu befürchten."

Ein funktionierendes und zuverlässiges Autobahnnetz ist essenziell für die Mobilität der Menschen und das reibungslose Funktionieren der Wirtschaft, da die Straße der wichtigste Verkehrsträger ist. Als europäisches Transitland trägt Deutschland zudem eine wichtige Verantwortung für die Mobilität in ganz Europa.

Falls das Brückenbauprogramm nicht durchgeführt wird, warnen die Verbände vor weiteren Brückenausfällen, die den Verkehr über Jahre hinweg lahmlegen könnten. Die Umleitungswege um marode oder gesperrte Autobahnbrücken verursachen bereits jetzt Verkehrschaos entlang der Ausweichrouten. Dies belastet Anwohner und Unternehmen in den betroffenen Regionen erheblich und führt zu übermäßiger Beanspruchung der Verkehrswege in den umliegenden Gemeinden.

„Auch für die Bauwirtschaft sei das Brückenbauprogramm wichtig", betonen die Verbände. „Die Unternehmen haben ihre Kapazitäten aufgestockt, weil sie sich darauf verlassen haben, dass die von der Bundesregierung angekündigten Aufträge auch kommen." Jetzt säßen die Baufirmen stattdessen in der Warteschleife, was erhebliche finanzielle Einbußen zur Folge habe.

Verfasser des Notrufs für den Brückenbau

  •     Bundesvereinigung Mittelständischer Bauunternehmen e.V. (BVMB)
  •     Hauptverband der Deutschen Bauindustrie e.V. (HDB)
  •     Zentralverband Deutsches Baugewerbe e.V. (ZDB)
  •     Verband Beratender Ingenieure (VBI)
  •     Pro Mobilität - Initiative für Verkehrsinfrastruktur e.V.
  •     DVLV – Deutscher Verband für Lärmschutz an Verkehrswegen e.V.
  •     Gütegemeinschaft Stahlschutzplanken e.V. (IVS)
  •     Deutscher Asphaltverband e.V. (DAV)

Befürworter des Appells

  •     Allgemeiner Deutscher Automobil-Club e.V. (ADAC)
  •     Bundesverband Güterkraftverkehr Logistik und Entsorgung e.V. (BGL)
  •     DSLV Bundesverband Spedition und Logistik e.V.
  •     BWVL Bundesverband für Eigenlogistik & Verlader e.V.

Autobahnbrücke im Bau, Bild: stock.adobe.com/gopixa

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