Die Landesregierung Nordrhein-Westfalen hat eine Kooperationsvereinbarung mit der Madaster Germany GmbH unterzeichnet, um digitale Gebäuderessourcenpässe im Bundesland einzuführen. Im Rahmen der öffentlichen Wohnraumförderung 2024 werden zehn Investitionsprojekte im Bereich Mietwohnungsneubau oder -modernisierung gesucht, die bereit sind, die Erstellung eines digitalen Gebäuderessourcenpasses zu testen.
Einbezogen werden auch Vorhaben aus dem Bereich des Auszubildenden- und Studierendenwohnens. „Digital. Nachhaltig. Bauen: Mithilfe des digitalen Gebäuderessourcenpasses soll dieser Dreiklang zum Leitmotiv des Bauens der Zukunft in Nordrhein-Westfalen werden. Mit dem digitalen Gebäudepass wollen wir wissen, was in einem Gebäude steckt. Bislang steht der CO2-Verbrauch eines Gebäudes im laufenden Betrieb im Fokus. Zukünftig wird es darum gehen, den CO2-Fußabdruck eines Gebäudes über seinen gesamten Lebenszyklus – einschließlich der Wiederverwendbarkeit seiner Teile – zu messen. Dafür bedarf es konkreter Kriterien und vor allen Dingen einer wirtschaftlichen Umsetzbarkeit für alle Beteiligten. Deshalb kommt es darauf an, in der Baupraxis Erfahrungen zu sammeln. Mit der nun geschlossenen Kooperation profitiert das Land Nordrhein-Westfalen und die Wohnungswirtschaft von dem Erfahrungswissen Madasters. Madaster ist die globale Online-Plattform, die den zirkulären Einsatz von Produkten und Materialien in der Bauwirtschaft ermöglicht.“, sagte Ina Scharrenbach, Ministerin für Heimat, Kommunales, Bau und Digitalisierung des Landes Nordrhein-Westfalen (MHKBD), bei der Vorstellung des Projektes Ende Mai in Düsseldorf.
Mit dem digitalen Pass für Gebäude soll bei deren Bau eine vergleichbare und dauerhaft verfügbare digitale Dokumentation über die verwendeten Ressourcen erfolgen. Dadurch kann die Wiederverwendbarkeit von Materialien und Bauteilen sowie die CO2-Bilanz des Gebäudes erfasst werden.
Dr. Patrick Bergmann, Managing Director Madaster Germany GmbH: „Der Energieausweis ist Standard bei Immobilien. Der Gebäuderessourcenpass könnte es in Nordrhein-Westfalen werden. Denn die Information, wie viel Beton, Stahl, Holz und andere Stoffe in einem Gebäude stecken, ist bares Geld wert – zum Beispiel, wenn Sanierungen oder der Rückbau anstehen.“
Im Rahmen der Antragsstellung für die öffentliche Wohnraumförderung 2024 können Interessierte ihr Interesse an der modellhaften Erprobung digitaler Gebäuderessourcenpässe bekunden. Das Ministerium wird aus diesen Interessenbekundungen bis zu zehn Modellprojekte auswählen.
Besonderer Fokus liegt auf der Modernisierung von Bestandsimmobilien, da die Erstellung digitaler Gebäuderessourcenpässe hier besondere Herausforderungen mit sich bringt. Grundlage hierfür bildet die Förderrichtlinie „Öffentliches Wohnen 2024“ in Nordrhein-Westfalen.
Ziel der ausgewählten Projekte ist es, Erkenntnisse über Abläufe und Verfahrensweisen zu gewinnen, um einen standardisierten, digitalen Gebäuderessourcenpass zu entwickeln. Dabei wird besonderer Wert auf Einfachheit und Praktikabilität der Umsetzung gelegt. Madaster wird das Ministerium bei der Entwicklung von Standards, Definitionen und entsprechenden Kriterienkatalogen unterstützen.
Die Kooperationsvereinbarung ermöglicht es Partnern aus am Bau beteiligten Organisationen und Verbänden sowie den Kommunalen Spitzenverbänden, durch eine separate Unterzeichnung beizutreten.