Das Deutsche Institut für Normung (DIN e. V.) hat kürzlich die DIN SPEC 91484 herausgebracht, eine frische Richtlinie zur Identifizierung von Bauprodukten, die perfekt für eine erneute Verwendung geeignet sind. Diese neue Norm legt den Standard fest und ermöglicht somit das Recycling von Materialien und die Einsparung wertvoller Ressourcen.
Es ist möglich, nicht nur im kleinen Maßstab zu recyceln - auch große Bauteile von Gebäuden können erfolgreich wiederverwendet werden. Mit der neuen DIN SPEC 91484 gibt es jetzt eine einheitliche Methode, um das volle Potenzial von Bauprodukten für hochwertige Folgenutzungen zu nutzen. Dieses innovative Verfahren zeichnet sich durch seine einfache Zugänglichkeit für alle Beteiligten aus und kann universell und unkompliziert angewendet werden. Dadurch wird ermöglicht, dass es direkt auf der Baustelle eingesetzt und nahtlos integriert werden kann.
Zweites Leben für altes Baumaterial
Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes stellten Bau- und Abbruchabfälle im Jahr 2020 mehr als die Hälfte des gesamten Müllaufkommens in Deutschland dar. Das Umweltbundesamt schätzt, dass sich insgesamt etwa 15 Milliarden Tonnen an verbautem Material in deutschen Gebäuden befinden. Diese Zahlen verdeutlichen die große Bedeutung der Kreislaufwirtschaft für die Baubranche, da sie dazu beitragen kann, Ressourcen zu schonen und CO2-Emissionen zu reduzieren. Die DIN SPEC 91484 wurde entwickelt, um diese Herausforderungen anzugehen und einheitliche sowie standardisierte Prozesse innerhalb der Branche einzuführen.
Dominik Campanella, Initiator der DIN SPEC und Co-Geschäftsführer des Start-ups Concular, erklärt: „Mit dem im Standard beschriebenen Verfahren wird der Gebäudebestand systematisch erfasst und dokumentiert. Das gibt nicht nur der Wirtschaft einen klaren Handlungsrahmen, sondern ermutigt auch die Gesetzgeber, künftige Rück- und Umbauarbeiten an dieses Dokument zu knüpfen.“ Das Unternehmen setzt sich für kreislaufgerechte Immobilien ein.
In zwei Stufen zur Anschlussnutzung
Die DIN SPEC 91484 fungiert als Leitfaden für Pre-Demolition-Audits und besteht aus zwei Stufen: einer Vor- und einer Detailprüfung.
In diesem Dokument wird festgelegt, welche Informationen über die Bauprodukte erfasst werden müssen, um ihr individuelles Potenzial für eine weitere Nutzung zu bewerten. Dazu gehören Angaben zum Standort des Gebäudes, Baujahr, Gebäudeklasse und Nutzungsart.
Anhand dieser Grundinformationen können erste Entscheidungen darüber getroffen werden, ob sich die Bauprodukte für eine Wiederverwendung eignen oder nicht. Im Anschluss daran erfolgt die Detailprüfung durch Fachgutachten. Zusätzlich legt das Dokument fest, wer an diesem Verfahren beteiligt ist - dazu zählen Architekten, Statiker, Schadstoffexperten sowie Abbruchunternehmer und andere Behörden wie Bauprüfämter oder Denkmalschutzbehörden.
An der DIN SPEC 91484 mitgewirkt haben: Concular, Abbruchverband Nord e. V., Arcadis Germany, ATP Sustain, BTU Cottbus, Bundesverband Sekundärrohstoffe und Entsorgung e.V., Circular Structural Design, Contura Ingenieure, CYRKL Zdrojová platforma, s.r.o., Deutscher Abbruchverband e. V., Ed. Züblin AG, Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen Hamburg, Senatskanzlei Hamburg, Franßen & Nusser Rechtsanwälte PartGmbB, Goldbeck, Greyfield Development, Hagedorn Service, Hochschule München, InteriorPark, Johann Bunte Bauunternehmung, Kadawittfeldarchitektur, List Eco GmbH & Co. KG, Otto Wulff Bauunternehmung, TU Hamburg, Umtec Partnerschaft mbB, Universität Kassel, Universität Siegen.
Die DIN SPEC 91484 steht beim Beuth Verlag zum kostenlosen Download bereit.