Digital planen, im Voraus prüfen und rasch eine Genehmigung erhalten – das sind die Hauptziele eines Projekts, das von Ina Scharrenbach, der Ministerin für Heimat, Kommunales Bau und Digitalisierung in Nordrhein-Westfalen, ins Leben gerufen wurde.
In Deutschland ist es oft üblich, lange auf eine Baugenehmigung zu warten. Dies kann auf unvollständige oder fehlerhafte Bauanträge, komplexe Bauprojekte und den Fachkräftemangel in Baubehörden zurückzuführen sein. Sechs Monate oder mehr für die Genehmigung sind keine Seltenheit. In dieser Zeit verstreichen Termine, steigen Baukosten und Investoren werden ungeduldig. Um den Prozess effizienter und schneller zu gestalten, wird nun die digitale Antragstellung auf Basis eines 3D-Modells des geplanten Gebäudes eingeführt. Dies wird im Landesprojekt „Innovation in der Bauwirtschaft“ in Zusammenarbeit mit fünf Kommunen getestet und evaluiert. Das Projekt wird von Prof. Dr. Markus König geleitet, Inhaber des Lehrstuhls für Informatik im Bauwesen an der Ruhr-Universität Bochum, und wird vom Ministerium für Heimat, Kommunales, Bau und Digitalisierung des Landes Nordrhein-Westfalen für 18 Monate finanziert.
„BIM ist WIN – Die Zukunft des digitalen Planens und Bauens findet in Nordrhein-Westfalen statt. An der Ruhr-Universität Bochum wird die Implementierung von BIM-basierten Baugenehmigungsverfahren in fünf Pilotkommunen erprobt und durch eine umfassende Machbarkeitsstudie dokumentiert. Der BIM-basierte Bauantrag ermöglicht einen vollständig digitalen Prozess von der Planung bis zur Genehmigung, einschließlich automatisierter Vorprüfungen. Dies vereinfacht und beschleunigt den Genehmigungsprozess erheblich. Damit wird die nächste Etappe der Digitalisierung im Bauwesen eingeleitet, die auf Standardisierung von Gesetzen und Vorschriften sowie Automatisierung beruht. Die Ruhr-Universität, unter der Leitung von Professor Dr. Markus König, leistet hierbei wertvolle Arbeit, indem sie Wissenschaft und Praxis miteinander verknüpft, sowohl für Nordrhein-Westfalen als auch für Deutschland. Das Ministerium für Heimat, Kommunales, Bau und Digitalisierung des Landes Nordrhein-Westfalen unterstützt dieses Vorhaben mit rund 400.000 Euro“, erklärte Ina Scharrenbach, Ministerin für Heimat, Kommunales, Bau und Digitalisierung des Landes Nordrhein-Westfalen, anlässlich der Übergabe des Förderbescheides am 3. Juni 2024.
Heutzutage werden Bauprojekte oft mithilfe von BIM geplant. Dabei wird das Gebäude in Form eines 3D-Modells digital erstellt und mit sämtlichen erforderlichen Informationen versehen. In zwei vorangegangenen Projekten haben die Forscher aus Bochum Methoden entwickelt, um den Bauantrag basierend auf diesen Daten digital einzureichen. Dieses Konzept beruht auf offenen und herstellerneutralen Standards.
„Wie bei der Steuererklärung werden die benötigen Informationen dabei standardisiert erfasst und vom System in einem ersten Schritt schon auf Vollständigkeit und Plausibilität geprüft, bevor der Architekt oder die Architektin den Antrag abschickt“, erklärt Markus König. Die Mitarbeiter der Bauaufsichtsbehörden haben die Möglichkeit, Anforderungen wie beispielsweise die Einhaltung von Barrierefreiheit oder Brandschutz direkt am Modell zu überprüfen und gegebenenfalls mit Notizen zu versehen. Dadurch entfällt die manuelle Prüfung von Papierplänen.
„Insgesamt macht das den Prozess für beide Seiten transparenter und effizienter“, so Markus König. Sollte sich dieses Vorgehen im aktuellen Projekt bewähren, könnte es landes- und bundesweit übernommen werden.