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DBU fordert mehr Recyclingbaustoffe

Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) fordert ein Umdenken hin zu mehr Ressourcenschutz. Großes Potenzial sieht sie bei hochwertigen Recyclingbaustoffen.

Laut einer Mitteilung der DBU hat das mittelständische Unternehmen Betonwerk Büscher im nordrhein-westfälischen Heek mit DBU-Förderung ein Verfahren für Innenwände aus Beton mit 100 Prozent Natursteinersatz entwickelt. Der mit diesem Verfahren fertiggestellte Neubau soll Perspektiven für den seriellen Wohnungsbau eröffnen, so die DBU.

„Aufgrund von Ressourcen- und Energieverbrauch, Lieferengpässen und Fachkräftemangel stehen wir beim Wohnungsbau vor großen Herausforderungen“, sagt DBU-Generalsekretär Alexander Bonde und fordert ein Umdenken. „Recyclingbaustoffe haben ein enormes Potenzial, um zur Lösung beizutragen. In Politik und Praxis finden sie bisher jedoch noch zu wenig Beachtung.“ Recyclingbeton etwa schont nach den Worten Bondes Rohstoffe wie Kies und Sand sowie deren Abbauflächen, entlastet Deponien und ist energieeffizienter als herkömmliche Verfahren. Zudem binde Altbeton Kohlenstoffdioxid (CO2) und trage so zur Treibhausgasminderung bei.

Knapp 74 Millionen Tonnen mineralische Bauabfälle

Die potenziellen Mengen sind beachtlich: Im Jahr 2018 beispielsweise fielen laut Umweltbundesamt (UBA) aus den Fraktionen Bauschutt und Straßenaufbruch 73,9 Millionen Tonnen mineralische Abfälle an. Von den recycelten Baustoffen wurden laut UBA jedoch lediglich 15,8 Millionen Tonnen hochwertig in der Asphalt- und Betonherstellung eingesetzt.

Dass sich Recyclingbaustoffe aus sogenannten Porenbetonrezyklaten als Wände in einem Bauvorhaben eignen, hat erstmals das Leibniz-Institut für Werkstofforientierte Technologien (IWT) Bremen 2020 nachgewiesen. Laut der DBU-geförderten Studie sind solche Recyclingbaustoffe allerdings baurechtlich nicht geregelt. Deren Verwendung kann demnach lediglich über eine Zustimmung im Einzelfall oder eine Zulassung erfolgen. Genau diese Hürde hat das Betonwerk Büscher genommen. Geschäftsführer Wolfgang Büscher: „Als erstes Unternehmen in Deutschland erhielten wir 2021 die allgemeine bauaufsichtliche Zulassung des Deutschen Instituts für Bautechnik (DIBt).“

Ein Mehrfamilienhaus aus Recycling-Material

Sein Bruder Hans-Jürgen Büscher ergänzt: „Wir dürfen Wandelemente mit bis zu elf Metern Länge und 3,7 Metern Höhe herstellen.“ Das Unternehmen hat zudem eine Ökobilanz-Studie in Auftrag gegeben. Das Ergebnis: Eine ein Quadratmeter große und 14 Zentimeter dicke Recycling-Stahlbeton-Innenwand verursacht bezogen auf die CO2-Ersparnis eine 13-prozentige Minderung gegenüber einer Standard-Stahlbeton-Innenwand gleicher Größe. Die Entwicklung dieser effizienten Bausysteme aus gemischtem Mauerwerkabbruch hat die DBU mit mehr als 400.000 Euro gefördert.

Dass die Wände aus Natursteinersatz im seriellen und kostengünstigen Wohnungsbau eingesetzt werden können, wollten die Brüder selbst beweisen. Nur fünf Fahrminuten vom produzierenden Unternehmen entfernt haben sie neu gebaut: ein Drei-Parteien-Miethaus, bei dem alle Innenwände aus 100 Prozent Recycling-Beton bestehen. „Durch dieses Haus können wir auch zeigen, dass unsere Wände den herkömmlichen qualitativ ebenbürtig sind“, sagt Wolfgang Büscher. Neben eingesparten Ressourcen und Treibhausgasen gibt es einen anderen Vorteil im Vergleich zu einem Neubau mit gemauerten Wänden: die kürzere Bauzeit. „In zwei Wochen stand der Rohbau“, sagt Hans-Jürgen Büscher. Der Grund: Die Innenwände konnten individuell vorgefertigt werden. Nach kaum vier Monaten Bauzeit ist das Recyclinghaus nun bezugsfertig. Am 1. Februar wird zum Empfang geladen, mit dabei: der ehemalige DBU-Kurator und Gesundheitsminister Jens Spahn.

75 Prozent aller Wände dieses neu gebauten Mehrfamilienhauses bestehen aus Recycling-Material. Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) förderte die Entwicklung der Bauteile aus 100 Prozent Natursteinersatz mit mehr als 400.000 Euro. Foto: Betonwerk Büscher

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