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BILT Europe 2018
"Celebrate Uncertainty!"

BIM für Praktiker: BILT Europe 2018 in Ljubljana erfolgreich gestartet.

Unter den vielen BIM-Veranstaltungen, die regelmäßig um Teilnehmer werben, sticht die BILT Europe heraus. Schon der Dresscode der Teilnehmer signalisiert: Hier treffen Nerd auf Geek und Geek auf Enthusiast. Anzugträger verirren sich kaum zur BILT Europe. Das mittlere Management, das bei anderen Kongressen in Bataillonsstärke anrückt, würde sich hier nicht wohlfühlen.

Auf der BILT Europa dominieren Hoody, T-Shirt und schlichtes Hemd. Denn in Lubljana versammeln sich die Macher aus dem Maschinenraum. Diejenigen, die in ihren Unternehmen mit BIM arbeiten und nicht nur über BIM diskutieren.

Viel Zeit für kluge Gedanken

Die Konferenz ist ein reines Fachforum. 300 Teilnehmer aus der ganzen Welt – von Indien, Australien, Kanada oder den USA bis zu diversen europäischen Ländern – diskutieren vom 11. bis 13. Oktober zum Leitthema "Death of Disciplinary Silos and Birth of Integrated Industries".

Die Referate folgen einem klaren Schema. Um den Teilnehmern eine Enttäuschung zu ersparen, weil sie zu einem Thema vielleicht zu wenig Vorkenntnisse besitzen oder schon alles wissen, stufen die Veranstalter jedes Referat ein: Advanced, Intermediate, Expert, All Levels. Zusätzlich werden die Referate mit den Fachgebieten gekennzeichnet, in denen sie sich bewegen. Insgesamt 16 Fachgebiete wie Architecture, Facility Management, Open BIM oder Visualisation stehen zur Auswahl.

Die Dauer der Vorträge ist mit 75 Minuten ungewöhnlich lang. Pro Tag kann der Teilnehmer nicht mehr als vier Referate besuchen, gegen 18 Uhr endet der BILT-Kongresstag. Der Grund für diese lange Dauer liegt in der fachlichen Qualität der Vorträge. BILT Europa bietet keine Überblicksreferate, sondern gräbt tiefer. Man will die Teilnehmer im Idealfall um vieles klüger nach Hause fahren lassen – was bei Fachbesuchern, die mit BIM arbeiten, nicht einfach ist. Um das zu erreichen, wird den Referenten viel Zeit eingeräumt.

Let us entertain you!

Auch bei der Vorstellung der Hauptsponsoren unterscheidet sich BILT Europa von anderen Veranstaltungen. Auf manchen Kongresse werden die Sponsoren nach der Keynote auf die Bühne gebeten, um ihre Produkte anzupreisen, als wären sie beim Seniorentanz mit Heizdeckenverkauf. In Ljubljana wurde aus der notwendigen Danksagung an die Sponsoren Autodesk, Nvidai und Graphisoft pures Entertainment.

Vor allem Graphisoft glänzte mit einer cleveren Idee. Das Softwarehaus schickte Dr. Beau Lotto zu einer einstündigen Performance auf die Bühne. Thema: "Seeing Differently: The best design begins with not knowing." Dr. Lotto hätte gut und gern noch eine Stunde dranhängen können. Er bot Information und Unterhaltung auf hohem Niveau – und stellte keine Produkte des Sponsors vor. Sein Anliegen fasste er in einem immer wiederkehrenden Ausruf zusammen: "Celebrate Uncertainty!"

Nach dem Referaten beginnt das Leben. BILT Europe bietet an einem Abend einen Carneval und am nächsten ein Galadinner an. Grundgedanke: Wer gut arbeitet, soll gut essen, vor allem aber networken. Denn das zieht sich als roter Faden durch die BILT Europe: Networking ist mindestens so wichtig wie denken, diskutieren und amüsieren.

Warum Ljubljana?

Nicht, weil sich BILT Europa nach Osteuropa orientiert. Der Veranstalter RTC Europe wechselt mit jedem BILT Europe von Land zu Land, und Slowenien bot sich als interessanter Gastgeber für 2018 an. Auf die Hauptstadt Ljubljana fiel die Wahl, weil sie von überschaubarer Größe ist (laut Eigenwerbung der Tourismusagentur hat man die Altstadt in zehn Minuten zu Fuß durchquert) und mit dem Convention and Exhibition Centre (Gospodarsko razstavišče, GR) über ein Dokument der jugoslawischen Baugeschichte verfügt. Denn RTC Europa legt bei jedem Event wert auf eine architektonisch interessante Location.

Tatsächlich ist das GR ein Glücksfall. Es wurde in den 1950er und 1960er Jahren errichtet, als der Bund der Kommunistischen Jugoslawiens nach einen würdigen Veranstaltungsort in Ljubljana verlangte. Damals baute man schwungvoll in Beton und ließ zwischen den Gebäuden des Ensembles viel Platz. Heute werden diese Perlen jugoslawischer Baukunst von Architekturliebhabern fotografiert und in Büchern mit Kleinstauflagen an andere Architekturliebhaber verkauft.

Die Stadt Ljubljana hat den Wert ihrer Perle erkannt. Das GR wurde nach der Jahrtausendwende – zumindest teilweise – saniert. Auch BILT Europa hat alles richtig gemacht. Die in den 1960er Jahren progressive Architektur des Convention and Exhibition Centre ist ein würdiges Gehäuse für einen Kongress zur richtungweisenden BIM-Methodik.

BILT Europe 2018

Nebengebäude für Gastro und Sponsoren mit interessanter Deckenkostruktion (Foto: Build-Ing.)

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