In den vergangenen Jahren stiegen die Bodenrichtwerte in beliebten Berliner Kiezen um mehr als 1.000 Prozent.
Rbb|24 verglich in einer Langzeitanalyse die aktuellen Bodenrichtwerte für Wohnanlagen mit denen von vor zehn Jahren. Das Ergebnis zeigt zum Teil exorbitante Preissteigerungen. Während sich die Grundstückspreise 2008 noch im dreistelligen Bereich bewegten, schnellten sie in verschiedenen Innenstadtlagen innerhalb von zehn Jahren in den mittleren vierstelligen Bereich.
Ein Gutachterausschuss der Immobilienbranche bewertet jährlich die einzelnen Gebiete anhand von Kaufverträgen. Der Bodenrichtwert gibt an, welchen durchschnittlichen Wert ein Grundstück in einer bestimmten Lage hat. Die Preisänderungen ergeben sich durch den Vergleich mit den Kaufverträgen aus dem Vorjahr. Ist ein Grundstück bebaut, bestimmen die Experten den Wert ohne Haus.
Beliebte Kieze – Mietshäuser und ihre Grundstückspreise
Friedrichshain-Kreuzberg oder auch der Ortsteil Prenzlauer Berg im Bezirk Pankow gehören zu den beliebtesten Wohngegenden der Hauptstadt. In diesen Kiezen findet der zugezogene Hamburger sein schrilles St. Pauli mit ausschweifendem Nachtleben und Partykultur und der Stuttgarter seine dörfliche Idylle mitten in der Großstadt.
Im Jahr 2008 lag der Preis in der Wörther Straße im Prenzlauer Berg und Umgebung für Grundstücke mit Haus-an-Haus-Bebauung bei 460 Euro pro Quadratmeter. Nur zehn Jahre später zahlt man 5.000 Euro pro Quadratmeter. Am Samariterplatz in Friedrichshain stieg der Wert von 380 Euro auf 4.500 je Quadratmeter. Im Kreuzberger Wrangelkiez kletterte der Preis von 340 Euro um das Zehnfache auf durchschnittlich 3.500 Euro für den Quadratmeter.
Haus im Grünen – geringerer Preis
Wer ein Haus oder eine Wohnung im Grünen sein Eigen nennt, der kommt wesentlich günstiger davon. Bei der „offenen Bebauung“, also Häusern mit umgebendem Grün, lagen die größten Steigerungen der letzten zehn Jahre zwischen 200 und 370 Prozent. In der Tempelhofer Manfred-von-Richthofen-Straße lag sie bei 335 Prozent. In Niederschönhausen um den Heinrich-Mann-Platz verzeichnete man 297 Prozent. Im Jahr 2008 lag hier der Preis bei etwa 200 Euro je Quadratmeter.
Stadtviertel, die schon lange als teuer galten, sind ebenfalls von hohen Preissteigerungen betroffen. Die Fischerhütte in Dahlem, der Tiehlplatz in Zehlendorf sind nur zwei der vielen Beispiele.
Mitte schießt an die Spitze
In Berlins Mitte im gleichnamigen Ortsteil werden am östlichen Hausvogteiplatz und nördlichen Spittelmarkt die mit Abstand höchsten Preise aufgerufen. Der Quadratmeter für eines der Filetgrundstücke kostet hier 11.000 Euro. Der Ortsteil-Durchschnitt liegt bei 5.400 Euro je Quadratmeter. Damit setzt sich Mitte an die Spitze der teuersten Baugrundstücke in Berlin.
In den einzelnen Bezirken sehen die Preissteigerungen wie folgt aus: Innenstadt-Bauweise (Haus an Haus), Offene Grundstücke
Bezirk | Innenstadtbauweise (Haus-an-Haus) | Offene Grundstücke |
Charlottenburg-Wilmersdorf | 430 % | 139 % |
Friedrichshain-Kreuzberg | 661 % | |
Lichtenberg | 291 % | 151 % |
Marzahn-Hellersdorf | 236 % | 157 % |
Mitte | 510 % | 173 % |
Neukölln | 276 % | 107 % |
Pankow | 408 % | 157 % |
Reinickendorf | 216 % | 102 % |
Spandau | 229 % | 113 % |
Steglitz-Zehlendorf | 210 % | 143 % |
Tempelhof-Schöneberg | 328 % | 114 % |
Treptow-Köpenick | 273 % | 145 % |
Wo ist es vergleichsweise günstig?
Der niedrigste Wert für die Haus-an-Haus-Bebauung wurde mit 150 Prozent am Hindenburgdamm in Lichterfelde gemessen. Die Lessingstraße/Uhlandstraße in Rosenthal im Bezirk Pankow sowie die Pasewalker Straße in Französisch Buchholz liegen bei 160 Prozent.
Für die offene Bauweise gelten andere Werte. Der rasante Aufwärtstrend hat noch nicht alle Stadtteile in und am Berliner Rand erfasst. In zahlreichen Gegenden fiel der Anstieg mit 60 bis 80 Prozent vergleichsweise gering aus. Vor allem im Spandauer Ortsteil Falkenhagener Feld und im Tempelhofer Ortsteil Lichtenrade befinden sich auffällig viele der günstigen Grundstücke.