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BIM-Nutzung im Ländervergleich

Eine Analyse von PlanRadar gibt einen aktuellen Überblick zum Einsatz von BIM in den verschiedenen europäischen Märkten.

Für die Untersuchung des BIM-Ländervergleichs wurde Veröffentlichungen aus mehreren Ländern Europas herangezogen. Das Unternehmen führte Recherchen und Interviews mit Bauexperten in verschiedenen Ländern durch. Im Fokus stehen dabei Unternehmen aus dem Bausektor, die neben Architekten und Planern auch Bauunternehmen, Bauträger und Projektentwickler umfassen. Die Studie wurde 2021 abgeschlossen. Im Fokus der Analyse stand der BIM-Einsatz in den acht europäischen Ländern Deutschland, Österreich, Schweiz, Russland, Großbritannien, Frankreich, Polen und Kroatien. Ebenso wurde untersucht, inwieweit Regierungen der einzelnen Länder die BIM-Technologie und digitale Arbeitspraktiken regeln und unterstützen.

Wer nutzt BIM – und in welchem Umfang?

Das Verständnis von BIM hat sich über die Zeit weiterentwickelt und dadurch auch Funktionen und Möglichkeiten verändert. Da jedoch viele Märkte gerade erst mit der Einführung von Building Information Modeling starten, sollte man den BIM-Reifegrad von Unternehmen und die allgemeine Adaption durch vier verschiedene Stufen, BIM Level 0 bis Level 3, analysieren. Level 0 steht für eine geringfügige digitale Zusammenarbeit von Projektteams im Planungs- und Bauprozess. Wohingegen das höchste Level 3, eine vollständige Digitalisierung des Datenaustausches und der Kooperation einzelner Projektmitarbeiter beschreibt.

Bei der Implementierung der BIM-Technologie ist Großbritannien im Ländervergleich führend in Europa. Großbritannien hat bereits seit 2007 BIM-Standards entwickelt und eingesetzt, die auf nationaler Ebene verabschiedet wurden. Seit 2016 müssen alle staatlich geförderten Projekte mindestens BIM Level 2 verwenden. Dies hat zu einem enormen Anstieg des Bewusstseins und der Nutzung von BIM geführt. Im britischen Sektor setzen rund 80 Prozent der Unternehmen BIM aktiv ein.

Schlusslicht bildet Kroatien

Auf Platz zwei, drei und vier landen Deutschland, Frankreich und Polen, die in den letzten Jahren stark aufgeholt haben, was Schritte zur Standardisierung bzw. die allgemeine Adoption der Technologie betrifft. In der Bundesrepublik Deutschland setzen rund 70 Prozent der Bauunternehmen auf die Technologie. Mehr als zwei Drittel der Nutzer sind Architekten und Planungsbüros. BIM-Level 2 ist unter den Anwendern weit verbreitet. Für Projekte im Wert von über 100 Millionen Euro  ist BIM seit dem Jahr 2017 verpflichtend. Seit 2020 ist ebenso die Nutzung von BIM für alle öffentlichen Aufträge, die den Bau von Bundesinfrastruktur oder infrastrukturrelevanten Gebäuden betreffen, vorgeschrieben.

Derzeit gibt es in Deutschland keine spezifischen BIM-Standardklauseln für Planungs- und Bauverträge, die über die ISO-Normen hinausgehen. Das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) hat angekündigt, kleine und mittlere Unternehmen bei der Umstellung auf BIM finanziell zu unterstützen. Außerdem sollen verstärkt Pilotprojekte gefördert werden, um Unternehmen dabei zu helfen, die besten Ansätze für die Einführung von BIM zu finden.

Hauptgründe für geringen Nutzungsgrad

Darauf folgen kleinere Länder wie Österreich, die Schweiz und Kroatien, wo die Implementierung von BIM noch weniger weit fortgeschritten ist. Das Schlusslicht bildet in diesem Hinblick Kroatien, wo die Technologie nur in vereinzelten Sonderfällen eingesetzt und die digitale Zusammenarbeit mit dem BIM-Level 0 noch sehr eingeschränkt ist.

Die Digitalisierung von Bauvorhaben weist trotz der gesteigerten Bemühungen der vergangenen Jahre noch Lücken auf. Grund dafür sind unter anderem nicht vorhandene einheitliche Standards und Normen sowie staatliche Regelwerke für BIM. Darüber hinaus mangelt es auch vielerorts an staatlicher Unterstützung für die Implementation der Technologien und die dafür notwendigen Fachkräfte sind nicht vorhanden, heißt es in der Studie von PlanRadar.

 

Bild: stock.adobe.com/kokliang1981

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