27.08.2024 |
Martin Schuff, Geschäftsführer Bechmann
Messerscharfe Kalkulation mit Hilfe flexibler Planungsinstrumente ist die beste Krisenvorsorge.
Geradlinig verlief die Entwicklung der Preise für Baumaterialien noch nie. Doch die Preisexplosion der vergangenen Jahre, verbunden mit kaum vorhersehbaren Ausschlägen nach oben und unten, hat auch den krisenerprobten Bau überrascht. Ein Ende dieser Entwicklung ist vorerst nicht absehbar. Planer, Bauunternehmer und Bauherren müssen weiter mit unsicheren Rahmenbedingungen und schwankenden Preisen rechnen. Helfen können flexible Software-Werkzeuge, die mehr Verlässlichkeit und Kostensicherheit schaffen, indem sie schnell auf volatile Materialpreise und wechselnde Förderszenarien regieren.
Nach der für die Kostenplanung im Bauwesen maßgeblichen DIN-Norm 276 beziehen sich Kostenkalkulationen auf den Zeitpunkt der Ermittlung. Architekten sind demnach nicht verpflichtet, Kostenprognosen abzugeben. Angesichts stark schwankender Preise, vor allem für Baumaterialien und Baustoffe, sind verlässliche Prognosen auch kaum möglich. Andererseits kann von der Vorplanung bis zur Auftragsvergabe an die beteiligten Gewerke viel Zeit vergehen, in der die Preise steigen oder fallen. Und für eine vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen Architekten und Bauherren ist es förderlich, schnell auf Marktveränderungen zu reagieren und zumindest Varianten in die Kalkulation einzubeziehen.
Mit der Corona-Pandemie beginnt ein rapider Preisanstieg
Preisschwankungen sind an sich nichts Neues. Auch in den zurückliegenden Jahrzehnten reagierten Preise auf Veränderungen des Marktes. Anders als heute verlief diese Entwicklung jedoch weniger sprunghaft und in mehrjährigen Zyklen. Mit Beginn der Corona-Pandemie im Jahr 2020 lösten mehrere Ereignisse, die kurz aufeinander folgten, eine Art Kettenreaktion aus, die gewohnte Zyklen und Muster praktisch hinfällig machten und die Preise eruptiv in die Höhe trieben. Erst waren es Materialengpässe infolge unterbrochener Lieferketten, die als Preistreiber wirkten, dann führte der Ukraine-Krieg zu einem explosionsartigen Anstieg der Energie- und Rohstoffpreise, was bei den Baumaterialien einen Preisanstieg nach sich zog, der erstmals seit 1990 sogar den der Verbraucherpreise übertraf. Flankiert und auch befeuert wurde diese Entwicklung von politischen Forderungen nach mehr Wohnraum und politischen Vorgaben in Bezug auf die Dekarbonisierung von Herstellungsprozessen und Materialien, um die Klimaziele zu erreichen.
Valide Vorhersagen bleiben Mangelware
Wie sich die Preise für Baumaterialien weiter entwickeln werden, ist schwer zu prognostizieren. Die vom Hauptverband der Deutschen Bauindustrie beobachteten „starken Preisschwankungen der vergangenen Monate“ erschweren den Blick in die Zukunft. Fachverbände und Branchenexperten gehen davon aus, dass sich die Preise auf hohem Niveau einpendeln werden. Preisschwankungen sind jederzeit möglich, verursacht hauptsächlich durch die „hohen und zunehmend volatilen Energiepreise“, so die Einschätzung der Bauindustrie.
In den deutschen Architekturbüros ist die Stimmung wieder etwas besser, seit die Talsohle im Spätsommer 2022 durchschritten wurde. Seitdem gibt es bei der Beurteilung des Geschäftsklimas und der Geschäftserwartungen ein stetiges Auf und Ab, wie die aktuelle ifo-Konjunkturumfrage unter den Architekturbüros zeigt. Nachdem die Aussichten im ersten Quartal des Jahres wieder pessimistischer beurteilt wurden, zeigt der Trend im Mai wieder nach oben, auch wenn der ifo-Lageindikator noch deutlich unter der Nulllinie (-10) liegt. Wesentlich optimistischer als die Geschäftsaussichten beurteilen die Architekten die aktuelle Geschäftslage (+30), die sich damit zumindest wieder dem Langzeitdurchschnitt (+33,3) annähert.
Flexible Planungsinstrumente geben Planungssicherheit
Schwankende Preise und unsichere Rahmenbedingungen, etwa mit Blick auf Umweltauflagen, Energiepreise oder politische Krisen, werden auch künftig den Preisdruck für Architektur- und Planungsbüros erhöhen und die Gewinnspannen schmälern. Diese Risiken lassen sich nicht ausschalten, aber zumindest minimieren, indem flexible Planungsinstrumente zur Umsetzung von Effizienz- und Kostensenkungsmaßnahmen zum Einsatz kommen. Einen echten Mehrwert bringt die Kombination aus BIM und AVA, die allen Beteiligten, vom Projektleiter über den Planer bis hin zum BIM-Manager und AVA-Anwender hilft, die Kosten zu steuern. Und zwar modellorientiert, auf der Basis von Bauteilen, ebenso wie auf der Grundlage von Leistungsverzeichnissen.
Der Vergleich von Ausführungs- und Materialvarianten ermöglicht Projektleitern eine bedarfsorientierte Kostensteuerung und ein transparentes Kostenmanagement von Planungsbeginn an. Kostentreiber lassen sich anhand einer ABC-Analyse schnell ermitteln. Planer haben zudem die Möglichkeit, das Modell in BIM durch technische Fachinformationen zu ergänzen, die auch für die Kostenplanung relevant sind. BIM-Manager können kostenrelevante bauteilorientierte Informationen aus der AVA, inklusive aller Leistungsdaten, auch im BIM-Modell ablesen. Und AVA-Anwender haben die Möglichkeit, anhand des Modells Kosten zu ermitteln oder Kostenelemente zu erstellen und in Form von Projektvorlagen für künftige Projekte wieder zu verwenden.
In Zeiten mit vielen Variablen und sich ständig ändernder Parameter sind effiziente Planungsinstrumente wichtiger denn je. Unter den bestehenden Bedingungen die beste Lösung zu entwickeln und die Risiken klein zu halten, kann für Planer, Bauunternehmer und Bauträger entscheidend sein, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Und eine messerscharfe, laufend angepasste Kalkulation auf Basis seriös ermittelter Mengenangaben ist immer noch die beste Krisenvorsorge.
Preise bleiben auf hohem Niveau
Auch wenn die Preise für Baustoffe und -Materialien ab Sommer 2022 wieder sanken, lag das Preisniveau für nahezu alle Baumaterialien 2023 noch immer deutlich über dem Niveau zu Beginn des Jahres 2021, als die Teuerung begann. Den Berechnungen von Statistischem Bundesamt und Hauptverband der Deutschen Bauindustrie zufolge verteuerten sich binnen zwei Jahren vor allem energieintensive Baustoffe wie Zement (+55,7%), Fliesen (+39,9), Stabstahl (+41,7) oder Flachglas (26,8%), aber auch Produkte aus Kunststoff wie Fensterläden (+20,6%) oder Fensterrahmen (+18,9%) Die Preise für Dämm- und Leichtbauplatten, die im Neubau, aber auch zur energetischen Sanierung eingesetzt wurden, stiegen zwischen 2021 und 2023 um durchschnittlich 25 Prozent. Auch der Innenausbau, etwa Fußbodenbeläge oder Armaturen, kostete 2023 deutlich mehr. Preisrückgänge um durchschnittlich 20 Prozent gab es lediglich bei Baumaterialien aus Holz.