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01.03.2021 | Alexander Siegmund

Queen's Wharf in Australien nimmt Gestalt an

Mit seinen hoch aufragenden Wolkenkratzern, seiner vielfältigen Wirtschaft und seiner Lage am Hafen ist die Metropole Brisbane stetigen Wandel gewohnt. Das neue Projekt der Nemetschek-Gruppe am Queen's Wharf erreicht in dieser Hinsicht aber eine andere Dimension.

Das Projekt erstreckt sich über zwölf Hektar von Brisbanes Hauptgeschäftsviertel und ist mit Abstand die größte Stadtteilentwicklung in der südlichen Hemisphäre – und gleichzeitig eines der größten Bauvorhaben, das jemals in Queensland in Angriff genommen wurde. Angesichts der immensen Ausmaße, der extremen Komplexität und der nahezu unüberschaubaren Menge an Informationen setzt das Team hinter dem Bauprojekt, das zu den größten der Welt zählt, auf Softwarelösungen der Nemetschek Group.

Neuer Stadtteil in der Größe von zwölf Fußballfeldern

Brisbane ist die drittgrößte Stadt Australiens, ein florierendes Wirtschaftszentrum, das aus einer ersten europäischen Siedlung am Queen's Wharf in den frühen 1800er Jahren entstand. Jetzt wird dieser historische Ort sorgfältig restauriert und neu gestaltet, um mehr als 1,5 Millionen zusätzliche Touristen in die Stadt zu locken. Gleichzeitig sollen über 8.000 neue Arbeitsplätze entstehen. Unter der Leitung des Destination Brisbane Consortium werden im Rahmen des 3,6 Mrd. AUD teuren Megaprojekts vier neue Türme gebaut und mehrere historische Gebäude restauriert. Nach der Fertigstellung wird Queen's Wharf mehreren Hotels, Wohnungen sowie öffentliche Flächen, die in der Größe zwölf Fußballfeldern entsprechen, umfassen und zusätzlich auch eine neue physische Verbindung über den Fluss bieten.

Der Bau eines neuen Stadtteils in dieser Größenordnung – und das alles neben einem Fluss und in einem historischen Stadtzentrum – ist äußerst komplex. Das Projektteam unter der Leitung des Architekturbüros Cottee Parker hat sich dieser Herausforderung gestellt. 39 Gewerke wie Architekten, Ingenieure, Bauunternehmen oder Zulieferer sind am Projekt beteiligt und verwenden dabei alleine 16 verschiedene Softwaretools.

Um die riesigen Mengen an Planungsdaten, die täglich erzeugt werden, zu managen und zu koordinieren, setzt Cottee Parker auf komplett auf digitale Zusammenarbeit und offene Schnittstellen. Die BIM-Methode ermöglicht es dem Team, alle wichtigen Informationen des Projekts zentral, übersichtlich und für alle Beteiligten leicht zugänglich zu organisieren. 3D-Modelle, Daten und Spezifikationen können so sauber dokumentiert, aufbewahrt und vom Team koordiniert werden. Dieser Ansatz verbessert die Effizienz, erhöht das Verständnis der Mitarbeiter für die Anforderungen und reduziert die Verschwendung von Ressourcen jeglicher Art.

"Dies ist ein Projekt von immenser Größe, mit extremer Komplexität und schier unzähligen Informationsebenen. Die Arbeit mit einem BIM-Ansatz ermöglicht es dem Team, alle wichtigen Informationen des Projekts an einem leicht zugänglichen, zentralen Ort klar zu organisieren," erklärt Quinton Cooper, Associate | BIM and Digital Engineering Manager, Cottee Parker Architects.

Bis zu 300 Personen koordinieren über 200 verschiedene Modelle

Beim Queen's Wharf-Projekt verantwortet der Digital-Engineering-Spezialist DBM Vircon das Projektmanagement des gesamten Bauprojekts. Das bedeutet, dass über 340 Modelle kontinuierlich organisiert und im Schnitt rund 215 Einzelmodelle pro Woche verarbeitet werden müssen. Die Eigentümer, das Destination Brisbane Consortium, haben dabei von Beginn des Queen's Wharf-Projekts an auf den Einsatz des herstellerunabhängigen Open-BIM-Ansatzes bestanden, der es allen Beteiligten ermöglicht, die von ihnen bevorzugten Softwareprogramme einzusetzen.

Gabor Gulyas, Projektleiter und Operations Manager für Digital Engineering bei DBM Vircon, hat dazu eine klare Meinung: "Interoperabilität und ein konsistenter Open-BIM-Workflow sind für dieses Projekt unerlässlich. Es führt kein Weg daran vorbei, wenn man bedenkt, dass in Spitzenzeiten bis zu 300 Personen gleichzeitig an den Konstruktionsmodellen arbeiten und über 200 verschiedene Modelle koordinieren."

Es sind die Produkte der Nemetschek Group, die bei Queens Wharf den größten Einfluss haben. Auch wenn es vielen vielleicht noch nicht so bewusst ist: dort wo unsere Welt entworfen, geformt, gebaut und diese Bauprojekte dann später betrieben und verwaltet werden, kommen Software-Tools der Nemetschek Group zum Einsatz.

Von den 15 Softwaremarken des Unternehmens wurden vier in den Hauptphasen des Queen's Wharf-Projekts eingesetzt. Sie decken den gesamten Lebenszyklus ab – von der Planung bis zum Betrieb – und machen Architekten, Ingenieuren, Bauunternehmern und Nutzern gleichermaßen das Leben leichter und ermöglichen einen nahtlosen Informationsfluss.

"Offene BIM-Schnittstellen, datengesteuerte Arbeitsabläufe und ein integrierter Designansatz: Queen's Wharf ist eindeutig ein Vorbild für jedes moderne Bauprojekt,“ sagt Viktor Varkonyi, Chief Division Officer, Planning & Design Division, Vorstandsmitglied der Nemetschek Group. „Wir arbeiten sehr eng mit den Projektteams zusammen und sind sehr stolz darauf, dass unsere Softwarelösungen bei diesem Großprojekt das Rückgrat für eine nahtlose Zusammenarbeit aller Projektbeteiligter über den kompletten Lebenszyklus bilden."

Open BIM reduziert Missverständnisse und Fehler

Die Teamarbeit in der Entwurfsphase wurde durch Archicad von Graphisoft ermöglicht. Nach der Philosophie des Integrierten Designs konnten Architekten und Ingenieure dieselben Modelle in Echtzeit bearbeiten und überprüfen. Dadurch konnte ein besseres Verständnis für die Absichten der anderen Projektteilnehmer entwickelt werden, was dazu führte, dass Missverständnisse, die zu Fehlern auf der Baustelle führen, frühzeitig erkannt und behoben werden konnten. Die Open-BIM-Kompatibilität des Tools bedeutete, dass alle Modelle in Archicad eingebracht und koordiniert werden konnten, auch wenn sie nicht in dieser Software erstellt wurden. So wurden Barrieren abgebaut und die Teamarbeit verbessert.

Auf jeder Baustelle bedeutet Zeit Geld. Wenn ein Teil eines Projekts aufgrund eines Mangels an klaren Designinformationen nicht oder nur mit Verzögerung gebaut werden kann oder, schlimmer noch, falsch gebaut wird, können die Auswirkungen enorm sein.

Um das Risiko für Planungs- und Designfehler beim Queen's Wharf-Projekt zu minimieren, nutzte das Team die Software von Solibri. Damit wurden die Konstruktionsinformationen auf Fehler geprüft, bevor sie an die Auftragnehmer vor Ort weitergegeben wurden. Dieser Ansatz verringert das Risiko, das in den wichtigen Übergabephasen zwischen einzelnen Gewerken traditionell sehr hoch ist und spart die Ressourcen – Zeit und Geld – die verloren gehen können, wenn auf der Baustelle Fehler auftreten.

Gewaltige Informationsmenge muss bewältigt werden

Neben der Notwendigkeit, die Richtigkeit der Informationen kontinuierlich zu prüfen und zu gewährleisten, kann es bei Großprojekten wie Queen’s Wharf eine weitere Herausforderung sein, die benötigten Informationen überhaupt zuverlässig zu finden und auf sie zuzugreifen. Vor allem, wenn dies direkt auf der Baustelle erfolgen soll. Daher ist es von grundlegender Bedeutung, allen Beteiligten gleiche Bedingungen zu bieten, damit sie die benötigten Informationen schnell finden und einfach öffnen und nutzen können – unabhängig davon, wie versiert sie in Sachen Digitalisierung sind.

Mit Bluebeam Revu hat Cottee Parker dem Team das Stöbern durch Tausende von physischen Dokumenten erspart, indem ein digitaler, papierloser Workflow eingeführt wurde. Der Ansatz hat die Zeit, die für die Überprüfung von Zeichnungen aufgewendet wird, um unglaubliche 50 Prozent reduziert, während Entscheidungen, an denen mehrere Beteiligte beteiligt sind, wesentlich schneller getroffen werden konnten, da die Software selbst für unerfahrene Nutzer einfach und intuitiv nutzbar ist.

Die Dimensionen, die schiere Menge an Informationen, die bei einem Projekt wie Queen's Wharf anfallen sind nur schwer vorstellbar. Es fallen etwa 10.000 Mal mehr Dokumente an als beispielsweise beim bei Bau eines normalen Wohnhauses.

Für die Verarbeitung der Datenflut vertraute das Projektteam auf dRofus. So konnten alle Informationen, die aus verschiedensten Quellen kamen, konsolidiert und zentral an einem Ort aufbewahrt und verwaltet werden. Während die Modellierung und Eingabe von Daten in der Entwurfs- und Bauphase von entscheidender Bedeutung war, werden diese Informationen nach der Fertigstellung von Queen's Wharf eine noch größere Rolle spielen – denn sie helfen bei der Verwaltung und Instandhaltung des neuen Stadtteils, und die Mietdauer wurde vorab auf 99 Jahre festgeschrieben. Mit Hilfe der eingesetzten Technologien steuert das Projektteam nun dem Ziel entgegen, die Kernelemente im Jahr 2022 fertigzustellen und die denkmalgeschützten Gebäude des Geländes – darunter das historische Treasury Building – im Jahr 2024 zu renovieren.

Das Gateway an der Queen's Wharf, das Brisbane zum zweiten Mal in seiner Geschichte neues Leben einhauchen soll, demonstriert die Möglichkeiten der Baubranche eindrucksvoll, unsere Städte zu formen und damit wirtschaftliches Wachstum auszulösen. Gleichzeitig untermauern sie die Fähigkeiten der unglaublichen Projektteams, die all dies trotz der enormen Komplexität dank der richtigen Technologien und Tools an ihrer Seite möglich machen. Die Entwicklung des neuen Stadtteils in Brisbane, dessen Bauphase 2017 begann und 2024 abgeschlossen sein soll, hat bereits zwei Auszeichnungen erhalten – den renommierten buildingSMART International Award for Best Design und ein 6-Sterne-Rating Green Star Communities für nachhaltige Entwicklung.

Erfahren Sie mehr über das Projekt Queen's Wharf: queenswharfbrisbane.com.au

Videodokumentation über das Projekt: hier klicken

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Bilder
Bild: Destination Brisbane Consortium
Bild: Destination Brisbane Consortium
Bild: Destination Brisbane Consortium
© Destination Brisbane Consortium
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