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02.08.2019 | Andreas Pilot (BIM_ag), Jürgen Winkler

Kostenlose BIM-Viewer im Überblick

Build-Ing. exklusiv

Was nichts kostet, taugt nichts – diese Weisheit gilt nicht für BIM-Viewer. Welcher kostenlose Viewer wofür geeignet ist, zeigt die exklusive Übersicht von Build-Ing.

Die Auswahl geeigneter BIM-Tools trägt entscheidend dazu bei, ob der Start der Kollaboration mit Open BIM gelingt. IFC-Viewer, mit denen die im IFC-Format gespeicherten Teil- und Fachmodelle unabhängig von den jeweiligen Autorensystemen betrachtet werden können, sind dabei unverzichtbar.

Rund um den offenen Standard IFC sind in den vergangenen Jahren eine ganze Reihe von IFC-Viewern entwickelt worden. Viele sind kostenlos oder zumindest in einer Basisversion kostenlos verfügbar. Die Hürden für einen ersten Einstieg in die Open-BIM-Kollaboration sind daher durchaus niedrig.

Darüber hinaus verfügen die meisten Viewer über eine intuitive Bedienung und einen Funktionsumfang, der es ermöglicht, den Umgang in recht kurzer Zeit zu erlernen. Häufig stellen Hersteller und auch User zusätzlich hilfreiche Video-Tutorials zur Verfügung.

Bei der Auswahl eines kostenlosen IFC-Viewers zum Einstieg trifft man auf verschiedene Tools mit einem stark variierenden Funktionsumfang. Neuentwicklungen sowie häufige Updates mit neuen Features sowie gelegentlich die Einstellung von Tools erzeugen ein unübersichtliches Gesamtbild.

Dieser Überblick zu kostenlosen IFC-Viewern und ihren jeweiligen Funktionsumfängen ist das Ergebnis einer umfangreichen Recherche in Kombination mit einer qualifizierten Umfrage sowie vieler Tests. Ohne Anspruch auf Vollständigkeit geben wir eine Momentaufnahme des Angebots wieder, die beim Einstieg in die Kollaboration und integrale Planung mit BIM helfen soll und es erleichtert, eine Vorauswahl für die engere Wahl des BIM-Viewers zu treffen, der dann – je nach den Anforderungen des jeweiligen Projekts – gewählt wird.

Voraussetzungen

Da nicht jeder Viewer für alle Betriebssysteme zur Verfügung steht, ergibt sich hier bereits eine erste Vorauswahl. Lösungen, bei denen der Viewer im Browser zur Verfügung gestellt wird, können für ein erstes Projekt besonders interessant sein, da keine Installationen erforderlich sind.

Netzwerkfähigkeit

Für das Zusammenstellen von Fach- und Teilmodellen gibt es unterschiedliche Konzepte. Bei lokal installierten Viewern lädt sich der Benutzer die IFC-Modelle lokal in den Viewer. Diese Koordination steht dann zunächst Anderen nicht zur Verfügung. Manche Viewer ermöglichen es, entsprechende Zusammenstellungen in eigenen Dateiformaten z. B. auf einem Netzlaufwerk im Intranet zu speichern, so dass Andere darauf zugreifen können.

Ein wesentlich komfortablerer Weg ist die Zurverfügungstellung der Modelle in ihrer jeweils aktuellen Version im BIM-Projektraum bzw. CDE. Von dort aus können die Modelle automatisch mit dem Viewer synchronisiert werden. Bedingt durch den hierfür erforderlichen Serverbetrieb sind diese Lösungen in den seltensten Fällen kostenlos erhältlich.

IFC-Modelle

Prinzipiell dient der Coordination View für IFC-Modelle nur der Betrachtung, nicht der Veränderung von Modellen, da im Planungsprozess grundsätzlich der Modellautor für die Inhalte seiner Fach- und Teilmodelle selbst verantwortlich ist. In bestimmten Fällen kann es dennoch erforderlich sein, Anforderungen, die mithilfe des Autorensystems zunächst nicht erfüllt wurden, nachträglich mit einem Viewer umzusetzen. Ein Beispiel hierfür ist die Korrektur der Höhenlage.

Modellansichten

Für Modellpräsentationen, Planungsbesprechungen oder rein für die Kontrolle ist es erforderlich, auf vormals gewählte Modellansichten zurückgreifen zu können. Mitunter sind dazu verschiedene Einstellungen erforderlich wie z. B. das Einstellen eines Blickpunktes, eines oder mehrerer Schnitte, das Ein- und Ausblenden von bestimmten Objekten und vieles mehr. Teilweise lässt sich dies über das Abspeichern von Kommentaren abbilden. Wesentlich komfortabler ist es jedoch, bestimmte wiederkehrende Ansichten speichern und anderen Teilnehmenden zur Verfügung stellen zu können.

Kommentare

Ist die modellbasierte Kollaboration als Anwendungsfall im Projekt vorgesehen, werden eine Kommentierung des Modells und der Austausch der Kommentare aller Beteiligten untereinander erforderlich. Dies kann in Form von Exportieren und Importieren von BCF-Dateien oder per Austausch der Kommentare über eine entsprechende Plattform erfolgen.

Modellprüfung/Auswertung

Die Analyse von Modellen findet in der Regel bereits durch die Betrachtung statt. Schnell entsteht die Anforderung, über die visuelle Modellprüfung hinaus Auswertungen, teilweise über rechnerische Prüfroutinen, durchzuführen. Hier beinhalten einige Modell-Viewer bereits Features, die dem Bereich Modellprüfung/„Modell-Checking“ zuzuordnen sind.

Export

Für bestimmte Anwendungsfälle kann die direkte Auswertung von Attributen erforderlich werden. Eine Auswertung der als IfcSpace klassifizierten Objekte mit entsprechender Attributierung stellt dann beispielsweise bereits eine Raumliste dar, auf der weitere Analysen oder Berechnungen wie Flächenermittlungen, Kostenschätzungen oder Energiebedarfsberechnungen basieren können.

Neben den erörterten Merkmalen und Optionen spielt auch die intuitive Handhabung des jeweiligen Viewers eine Rolle. Erprobungen mit mehreren Personen des vorgesehenen Teams vor der Festlegung auf einen Viewer sind daher zu empfehlen.

Ebenso sollten kostenpflichtige und nicht-enthaltene Features nicht außer Acht gelassen werden. Denn grundsätzlich gilt, dass der Nutzen eines Modells mit der Zahl der Anwendungsfälle steigt, die auf diesen digitalen Zwilling angewendet werden. Eine maximale Nutzung lässt sich dann nur noch mit kostenpflichtiger BIM-Software abdecken.

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Autor

Dipl.-Ing. Architekt Andreas Pilot ist BIM-Coach und Experte für Digitalisierung. Als BIM-Manager bei Angela Fritsch Architekten und Wissenschaftlicher Mitarbeiter für BIM am Fachbereich Architektur der TU Darmstadt beschäftigt er sich täglich mit der BIM-Praxis.

af-architekten.de

bim-ag.com

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