Grundsätzlich finde ich es großartig, was wir inzwischen in Deutschland in Sachen BIM und Open BIM erreicht hatten.
Die ersten 20 Jahre „buildingSMART Chapter Deutschland“ waren wirklich steinig und neidisch haben wir nach Skandinavien, Holland, Singapur und UK geschaut. Klar wäre es schön gewesen, wenn der Stimmungswechsel schon früher eingetreten wäre. Ich habe immer gesagt, dass die Deutschen von Natur aus skeptisch sind, aber sobald sie von etwas überzeugt sind, es dann richtig und mit aller Überzeugung machen. So hat es sich dann, wie ich finde ab 2013, auch bei BIM ergeben. Die Initiative beim VDI habe ich bereits erwähnt. Seit dieser Zeit habe ich aber auch bei meinen Studierenden, die aus dem Praxissemester kamen, im BIM-Kurs im 6. Semester gemerkt, dass die Unternehmen begannen umzuschwenken. Zunehmend konnte man mit den Studierenden auf einem anderen Niveau diskutieren.
Dass Open BIM nicht so richtig funktioniert, andere sagen „IFC doesn’t work“, ist eine Ausrede, die leider unreflektiert von vielen zitiert wird, ohne sich selbst damit wirklich auseinandergesetzt zu haben. Zugegeben, technische Standards entstehen nicht von heute auf morgen, und es dauert Zeit, bis sie sich zuverlässig etabliert haben. Auf diesem Weg knirscht es schon mal. Wer allerdings die Entwicklung und Umsetzung von IFC seit 2005 aus der Nähe verfolgt und die sehr erfolgreichen Auswirkungen der Software-Zertifizierung seitdem erfahren hat, wird bestätigen, dass sehr viel erreicht wurde. In vielen Unternehmen und Projekten wird heute IFC ganz selbstverständlich verwendet, es gibt sogar zunehmend Anwender, die gar nicht mehr wissen, dass das von buildingSMART entwickelt wurde und wird.
Die eingereichten Beiträge bei BIM-Wettbewerben, wie den „BIM-Champions“ von buildingSMART, zeigen eindrücklich, wie Open BIM heute funktioniert.
Die nächste Stufe, die wir in Open BIM erklimmen müssen, hat weniger mit technischen Datenstrukturen als viel mehr mit den Informationen in den Prozessen zu tun. Die heutige Herausforderung besteht darin zu verstehen, wer wann von wem welche Informationen benötigt. Das muss exakt beschrieben werden, wenn der Informationsaustausch mit Hilfe von Daten gelingen soll. IFC bietet flexible Strukturen (sogenannte PropertySets und Proxies), mit denen man auch projektspezifische Informationen austauschen kann, die im Standard nicht explizit beschrieben werden. Wenn man sich aber nicht auf die erforderlichen Informationen in den Prozessschritten einigt, kann auch über IFC nichts Vernünftiges übertragen werden. An der Standardisierung dieser Anwendungsfall-spezifischen Informationen wird zurzeit beim Use Case Management von buildingSMART und in der Unterreihe VDI 2552-Blätter 11 ff. gearbeitet.
Ein weiterer Punkt, der für erfolgreiches Open BIM entscheidend ist, betrifft die Begriffe, mit denen wir Dinge benennen. Es muss gelingen, dass wir uns entweder auf wenige Klassifikationssysteme einigen oder zumindest diese einander zuordnen können. Ein Mittel dazu ist das bSDD (buildingSMART Data Dictionary), dessen Wert erst zunehmend erkannt und das von den Softwaresystemen noch zu wenig implementiert wird.