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15.09.2023 | Sander van de Rijdt

Den Unterschied machen

Nachhaltiges Bauen boomt. Dabei werden Unternehmen gut positioniert sein, die jetzt in digitale Technologien investieren, die zur Realisierung von Netto-Null- und Niedrig-Kohlenstoff-Prinzipien im gesamten Gebäudelebenszyklus erforderlich sind. Vier Wege, um mit dem nächsten ökologischen Bauprojekt einen echten Unterschied zu machen.

Wenn es um ökologisches Bauen geht, denken viele Menschen an die Berücksichtigung von energieeffizienten Faktoren wie von effektiver Dämmung und Verglasung, der Installation von umweltfreundlicher Beleuchtung oder der Verwendung von recycelten oder umgenutzten Materialien. Alle diese Aspekte sind wichtig. Aber wichtig ist auch, einen Schritt vorher anzusetzen und über den Bauprozess selbst nachzudenken. Vor allem ist es entscheidend, die Digitalisierung und neue Technologien einzusetzen, um damit die Arbeit über den gesamten Lebenszyklus eines Gebäudes hinweg nachhaltiger zu gestalten.

In den vergangenen Jahrzehnten ist die Anzahl der nach dem Leadership in Energy and Environmental Design (LEED) zertifizierten Gebäude weltweit erheblich gestiegen. Dieser Trend zeigt aufgrund steigender Energiepreise und der Forderung von Unternehmen, politischen Entscheidungsträgern sowie Verbrauchern nach einer grüneren gebauten Umwelt, auch keine Anzeichen einer Verlangsamung.

Aber der Weg ist noch weit. Gebäude sind verantwortlich für fast zwei Fünftel aller globalen Treibhausgasemissionen und für etwa ein Drittel des gesamten globalen Energieverbrauchs. Erforderlich ist daher eine neue Ära des nachhaltigen Bauens mit einem neuen, ganzeinheitlichen Lebenszyklus-Ansatz für das Entwickeln, Bauen und Betreiben von Gebäuden jeglicher Art. Die Digitalisierung wird dabei von der Durchführung von Energieverbrauchsrechnungen bis hin zur Ermöglichung fundierterer Entscheidungen rund um beispielsweise Materialien, Abfall, Beleuchtung sowie Lüftung eine Schlüsselrolle spielen. Vier Schritte sind für die Umsetzung essenziell.

Ausrichtung auf Materialien mit geringer Umweltauswirkung

Planung ist der Schlüssel für alle Bauprojekte, aber bei einer nachhaltigen Immobilie ist die sorgfältige Vorausplanung von entscheidender Bedeutung. Lange bevor das erste Fundament gegossen wird, sollten Architekten und Bauleiter digitale Tools verwenden, um die aktuelle und zukünftige Auswirkung jeder Entscheidung, die sie treffen, abzubilden und zu überwachen. Das beinhaltet auch die Überlegung, welche Materialien mit den Nachhaltigkeitszielen des Projekts kompatibel sind, sowohl in Bezug auf die unmittelbaren Effekte als auch auf längerfristige Faktoren wie die Energieeffizienz.

Drei häufig verwendete Baumaterialien Beton, Stahl und Aluminium sind für erstaunliche 23 Prozent der globalen Emissionen verantwortlich. Glücklicherweise ist es möglich, ihre schädlichen Auswirkungen abzuschwächen. In der Beschaffungsphase können Betonmischungen mit geringem Kohlenstoffgehalt oder sogenanntem „grüner Stahl“ gewählt werden. Dieser wird mit erneuerbarer Energie und recycelten Rohstoffen hergestellt, um den Gesamtfußabdruck des Projekts zu reduzieren.

Für manche Projekte ist es geeigneter, alternative Materialien wie Lehm und Stroh oder umweltfreundliches Holz zu verwenden. In anderen Fällen können digitale Technologien für den 3-D-Druck von Teilen und Komponenten entsprechend eingesetzt werden, wodurch der Materialabfall reduziert wird.

Natürlich bedeutet die Verwendung innovativer Materialien auch, die Kommunikation zu priorisieren. Dazu dienen zum Beispiel Messaging-Tools, app-basierte Blaupausen und Aufgabenmanagement-Lösungen, um sicherzustellen, dass Planer und Bauteams die neuen Prozesse verstehen und in der Lage sind, ihre Projekte auf eine Weise durchzuführen, die die gewünschten Ergebnisse liefert.

Bereinigung des Bauprozesses

Da das Bauen mit geringerem Kohlenstoffausstoß oft neue Materialien und Prozesse erfordert, ist es entscheidend sicherzustellen, dass alle im Bauprozess Beteiligten Informationen und Pläne effektiv austauschen. Fehler oder Kommunikationsprobleme, die dazu führen, dass Materialien weggeworfen oder Bauten zurückgebaut werden müssen, können die Gesamtumweltauswirkungen eines Projekts erheblich erhöhen und es unmöglich machen, die Netto-Null-Ziele zu erreichen.

Es ist aber schwierig, Nachhaltigkeitsziele während eines komplexen Baus im Auge zu behalten. Baustellen sind selbst in den besten Zeiten hektische Orte mit vielen beweglichen Teilen. Aus Umweltsicht kann dieses Durcheinander problematisch sein: Ob es nun darum geht, schwere Maschinen falsch zu positionieren oder einen Dämmabschnitt nicht korrekt auszurichten: es gibt viele Möglichkeiten, wie nachhaltige Bauprojekte schiefgehen können.

In diesem Zusammenhang sind digitale Bauplattformen ein großer Vorteil, da sie eine gemeinsame Grundlage bieten, auf der Designer, Bauleiter und Auftragnehmer zusammenarbeiten können. Ordnung zu halten ist entscheidend, um Ergebnisse zu erzielen und eine ordnungsgemäße Dokumentation bei jedem Schritt des Prozesses ist unerlässlich, wenn Gruppen auf den LEED-Status oder andere Umweltzertifizierungsprogramme hinarbeiten.

Priorisierung von nachhaltigen Betriebsabläufen

Da mehr als zwei Drittel der Umweltauswirkungen während der Lebensdauer eines Gebäudes von der Nutzung und nicht von der Art und Weise des Baus herrühren, ist es wichtig, über den Umwelt-Fußabdruck des Gebäudes nachzudenken.

Dachreservoirs können Regenwasser für den Einsatz in Kühlsystemen und Badezimmern sammeln. Einige Immobilien nutzen vor Ort installierte Solarpanels, Wärmepumpen und Windturbinen, um ihren eigenen erneuerbaren Strom zu erzeugen.

Aber es müssen nicht gleich große Vorabinvestitionen getätigt werden, um einen Unterschied zu machen: ein einfacher Austausch von Glühlampen gegen LED-Beleuchtung kann den Stromverbrauch um 75 Prozent senken. Selbst so einfache Dinge wie das Herunterlassen von Jalousien oder das geschlossen Halten von Fenstern und Türen kann einen großen Unterschied bei der Wirkung eines Gebäudes auf die Umwelt und bei den Betriebskosten ausmachen.

Um ein Portfolio von Energieeinsparstrategien zu verwalten, das von High-Tech-Add-Ons bis hin zu Low-Tech-Wartungs- und Management-Workflows reicht, hilft es oft, digitale Tools zu verwenden. So lässt sich ein Überblick darüber behalten, wie alles funktioniert. Ein Gebäude mit geringem Kohlenstoffausstoß ist eine fein abgestimmte Maschine mit vielen beweglichen Teilen. Und um alles reibungslos laufen zu lassen, sind Facility-Management-Plattformen erforderlich, die in der Lage sind, die Leistung des Gesamtsystems zu überwachen und zu optimieren.

Dekommissionierung eines Gebäudes miteinplanen

Gebäude halten nicht ewig. Daher ist es wichtig, die Umweltauswirkungen am Ende des Lebenszyklus zu berücksichtigen, wenn das Gesamtkohlenstoffbudget bei Baubeginn geplant wird. Ideal ist es, wenn möglichst viele Projekte umgenutzt statt abgerissen werden, um Emissionen zu sparen. Manchmal kann der Abriss jedoch nicht vermieden werden. Deshalb planen die besten grünen Bauunternehmen im Voraus und bauen auf eine Weise, die es erleichtert, Gebäude abzubauen und Materialien zu recyceln. Je mehr von einem Projekt gerettet werden kann, desto geringer wird seine gesamte Umweltauswirkung sein.

Durch den Einsatz einer digitalen Lösung, um jeden Schritt des Design-, Bau- und Gebäudemanagementprozesses zu verfolgen, kann eine einzige Wissensquelle für alle Materialien, Strukturen und funktionalen Elemente eines Gebäudes entwickelt werden. Wenn es schließlich an der Zeit ist, die Stilllegung durchzuführen, wird dies erheblich dazu beitragen, die gesamten Auswirkungen auf den Lebenszyklus der Immobilie zu verringern.

Eine Chance für das Kreislaufsystem

Nachhaltiges Bauen boomt – was bedeutet, dass Unternehmen gut positioniert sein werden, die jetzt handeln und in die digitalen Technologien und andere innovative Werkzeuge investieren, die zur Realisierung von Netto-Null- und Niedrig-Kohlenstoff-Prinzipien im gesamten Gebäudelebenszyklus erforderlich sind. Um signifikante Ergebnisse zu erzielen, umweltbewusste Verbraucher zu gewinnen und das nachhaltige Bauen effektiver und erschwinglicher zu machen, ist es entscheidend, einen ganzheitlichen Ansatz zu verfolgen.

Nachhaltigkeit sollte von dem Moment an im Vordergrund stehen, in dem ein Architekt seine Designsoftware zum ersten Mal startet, bis zu dem Moment, in dem ein Gebäude endgültig stillgelegt werden muss. Um dies zu erreichen, müssen die Stakeholder in jeder Phase des Bau- und Gebäudemanagementprozesses bereit sein, neue Geschäftspraktiken zu erkunden, innovative Technologien zu nutzen, die die Energieeffizienz steigern, Abfall reduzieren und die Nutzung natürlicher Ressourcen erleichtern. Nachhaltige Gebäude haben eine strahlende Zukunft vor sich – es liegt an uns, die Digitalisierung voranzutreiben und neue Wege zu finden, ihr Potenzial zu entfesseln.

 

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© PlanRadar
Autor

Sander van de Rijdt ist Co-Founder und Co-CEO der PlanRadar. Nach Abschluss seines Studiums an der Technischen Universität Wien, der Wirtschaftsuniversität Wien und einem kurzen Abstecher in die internationale Unternehmensberatung gründete er neben PlanRadar fünf weitere IT-Unternehmen mit Standorten in Europa, den USA, dem Nahen Osten und Zentralasien. Mit seiner internationalen Erfahrung als Unternehmensberater baute er diese von der Idee auf dem Papier zu Wachstumsunternehmen auf. Seine langjährige Erfahrung in großen und wachsenden Unternehmen führte ihn zu PlanRadar, wo er für die Unternehmens- und Wachstumsstrategie verantwortlich ist und die Abteilungen Finanzen, Personal, Recht und Verwaltung an ihn berichten.
planradar.com/de/

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