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Hans-Arno Kloep

BIM geht mich nichts an

Kommentar: Digitalisierung im SHK-Handwerk

Im Jahr 2017 wurden zufällig ausgewählte SHK-Handwerker zu den Themen Digitalisierung und BIM befragt.

Die Antworten sind eindeutig: Im SHK-Bereich ist BIM kein Selbstläufer – es gibt noch viele Vorbehalte gegenüber der Planungsmethodik.

Die Umfrage der Querschiesser Unternehmensberatung zeigt, dass es im SHK-Handwerk gegenüber der Digitalisierung im Allgemeinen und BIM im Besonderen erhebliche Vorbehalte gibt, die durchaus auch auf Fehleinschätzungen basieren. Es gilt jedoch, dass auch die gefühlte Wahrheit eine zu berücksichtigende Wahrheit ist.

Die Interviews weisen darauf hin, dass das SHK-Handwerk die Themen Digitalisierung und BIM im Moment eher als bedrohliche Entwicklung interpretiert. Die Handwerker bestätigen einerseits ein Potenzial zur Umsatzsteigerung durch Digitalisierung und BIM, jedoch scheint ihnen der Preis dafür sehr hoch zu sein. Sie fürchten, dass Digitalisierung und BIM zu Mehraufwand führen wird, die Beziehung zum Endkunden schwächt, die Ansprüche der Kunden schneller steigen lässt als deren Zufriedenheit und die unternehmerische Selbstständigkeit in den integrierten Arbeitskonzepten mit den Herstellern einschränkt.

Abwehr gegen BIM

Gleichzeitig war zu erkennen, dass die Handwerksbetriebe physisch ebenfalls nicht auf Digitalisierung/BIM vorbereitet sind. Die Befragung legte offen, dass die Handwerker in weit überwiegenden Fällen weder über die notwendige Hardware noch die notwendigen Prozessroutinen verfügen, um Digitalisierung bzw. BIM abbilden zu können.

Digitalisierung/BIM sind Veränderungen des Geschäfts, die dem SHK-Handwerk in all seinen Facetten noch deutlich kommuniziert werden müssen. Im Moment signalisiert die Zielgruppe physische und psychische Hindernisse und Akzeptanzprobleme. Es stellt sich daher zusätzlich die Frage, ob das Handwerk grundsätzlich offen für die Ideenwelt des BIM ist. Dazu ermittelten wir im Handwerk die Haltung gegenüber den drei BIM-Hauptaspekten Lebensdauer, Wartungsaufwand und Entsorgungsaufwand.

Das sind die Ergebnisse:

Aspekt Lebensdauer

55 Prozent der befragten Handwerker gaben an, dass sie bei der Bevorzugung von Produkten preisgünstige Varianten nicht nehmen, wenn diese eine geringe Lebensdauer haben. Bei der Vertiefung der Frage zeigte sich, dass diese Regel besonders für Warengruppen gilt, deren Produkte einer hohen Beanspruchung oder einem gewissen Verschleiß unterliegen.

Durch die Endkunden werden die Handwerker ebenfalls mit dem Thema Lebensdauer konfrontiert. Die befragten Handwerker informierten, dass in ca. 42 Prozent der Kundengespräche das Thema Lebensdauer mindestens mit der Häufigkeit „oft“ besprochen wird. Die Lebensdauer von Produkten scheint eine Kategorie des Konzepts zu sein, die Endkunden und Handwerker in gleicher Weise berührt.

Aspekt Wartungsaufwand

Der Wartungsaufwand ist mehrheitlich für die SHK-Handwerker kein Grund, ein Produkt abzulehnen. In der Befragung erklärten 64 Prozent der interviewten Handwerker, dass sie deswegen nicht auf ein günstiges Produkt verzichten. Diejenigen, für die der Wartungsaufwand ein Präferenzgrund war, ließen diesen vor allem bei Kesseln, Pumpen, Armaturen, Duschabtrennungen und Enthärtungsanlagen gelten.

Beim Wartungsaufwand steht die Interessenlage der Handwerker leicht im Widerspruch zur Interessenlage der Endkunden. Im gleichen Interview führten die Handwerker aus, dass sie in mindestens 47 Prozent der Verkaufsgespräche mit dem Thema Wartungsaufwand konfrontiert werden. Es scheint so, dass beim Thema Wartungsaufwand die Endkunden eher dem BIM-Konzept folgen würden als die Handwerker.

Aspekt Entsorgungsaufwand

Der Entsorgungsaufwand spielt für Handwerker bei der Bildung von Produktpräferenzen überhaupt keine Rolle. Nur 2,2 Prozent der befragten Handwerker sind bereit, auf einen Preisvorteil zu verzichten, wenn ein Produkt einen erhöhten Entsorgungsaufwand hat. Etwas unerwartet müssen wir bei diesem Thema feststellen, dass auch die Endkunden keinen Blick für die Entsorgung haben. Die befragten Handwerker berichteten, dass nur knapp 3,5 Prozent der Endkunden im Verkaufsgespräch nach Entsorgungskosten von Produkten fragen. Vielleicht verhindern die langen Innovationszyklen bei SHK, die bei mindestens 25 Jahren liegen, einen Blick auf die Entsorgung.

Niedrige Gesamtrelevanz

Insgesamt ist das Thema BIM im Moment für das SHK-Handwerk eine Facette des Geschäftes, die nur mit einer geringen Relevanz ausgestattet ist. 95,6 Prozent der befragten Handwerker führten aus, dass BIM für sie im Moment nicht relevant ist. 2,7 Prozent sahen eine Relevanz, 1,6 Prozent waren der Meinung, es sei ein Thema für die Zukunft.

Die Befragungsergebnisse weisen darauf hin, dass die Kommunikation von BIM in Richtung Handwerk kein Selbstläufer werden wird. Die Anzahl der Fälle, in denen Aspekte von BIM zu einer Präferenzbildung führen, ist gering. Beim Thema Wartung scheint BIM sogar in Konflikt zur jetzigen Interessenlage der Handwerker zu stehen.

Fazit: BIM muss ganzheitlicher und detaillierter kommuniziert werden, wenn es in die tieferen Ebenen des SHK-Handwerks vordringen soll.   

© wladimir1804/stock.adobe.com
Symbolbild
Autor

Hans-Arno Kloep studierte Wirtschaftswissenschaften (Universität Duisburg, Bachelor), International Business Administration (Buckinghamshire New University in London, MBA) und International Marketing Communication (Grande Ecole ipe Management School in Paris, Master of Science). Danach arbeitete er 20 Jahre in leitenden Positionen in deutschen SHK-Unternehmen. 2004 gründete er die Unternehmensberatung Querschiesser. www.querschiesser.de

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