Leitgedanke des MTS-Innovationstags Anfang Oktober war, die BIM-Methodik für den Straßen- und Tiefbau in Theorie und Praxis anschaulich zu machen.
Auf dem rund 30.000 qm großen Veranstaltungsgelände des MTS-Innovationstags ging es unter anderem um die Frage, wie sich Bauprojekte von der Planung über die Ausführung bis hin zum Betrieb mittels BIM besser steuern und unnötige Verschwendungen von Zeit und Material vermeiden lassen. Ein zweites Augenmerk galt dem nachhaltigen Bodenmanagement. Angesichts der neuen Mantelverordnung ging es um Lösungen und Verfahren, die beim Umgang mit Bodenaushubmaterialien die Aspekte der Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit sinnvoll zusammenführen.
BIM für eine neue Vertrauenskultur
Eingeleitet wurde die Fachveranstaltung durch eine Podiumsdiskussion, bei der sich geladene Gäste und langjährige Partner von MTS das Wort gaben und BIM aus unterschiedlichen Blickwinkeln thematisierten: Den Auftakt machte Ulrike Holzbrecher, Bürgermeister der Stadt Hayingen. Sie beschrieb ihre eigenen Erfahrungen mit einem ersten BIM-Projekt im kommunalen Verkehrswege- und Tiefbau, das in ihrer Gemeinde platziert worden war. Neben der reibungslosen Abwicklung durch eine sorgfältige Planung im Vorfeld unter Einbeziehung aller Beteiligten würde die Stadt auch durch die Gewinnung von Daten profitieren, die dem Bauherrn nach dem Projekt-Abschluss als Digitaler Zwilling für eine spätere Nutzung zur Verfügung gestellt werden, so die Bürgermeisterin.
Markus Becker, Geschäftsführer von Berthold Becker Ingenieure thematisierte, dass BIM insbesondere dort helfen würde, wo Probleme und Schwierigkeiten auftauchten. So könnte beispielsweise eine modellbasierte Abrechnung Streitigkeiten den Boden entziehen. Vorausgesetzt, dass die Beteiligten sich mit dem Thema auseinandersetzen.
MTS-Vorstandsvorsitzender Rainer Schrode bezeichnete das standardisierte BIM-Verfahren als Chance, um die Basis für eine neue Vertrauenskultur im Bauwesen aufzubauen. Das Verfahren fördere Transparenz und Kommunikation, bringe alle am Bauprozess Beteiligten an einen Tisch und lasse auf eine gemeinsame Datenbasis zurückgreifen, so Schrode.
Professor Alexander Beetz von der Hochschule für Technik in Stuttgart sieht noch einen weiten Weg der Aufklärung bis zur flächendeckenden Anwendung von BIM, zumal selbst die Hochschulen das Thema erst jetzt in ihre Lehre integrieren. Der eigentliche Vorreiter in Sachen BIM sei der Hochbau, insbesondere private oder gewerbliche Projekte, während der kommunale Tiefbau noch hinterherhinken würde. Deshalb sieht er vor allem Bund und Länder in der Pflicht, beispielsweise wenn es darum geht, die Vergabe von Zuschüssen an das BIM-Verfahren zu koppeln.
Die neue Mantelverordnung
Rechtsanwalt Rainer Mang von der Deutschen Bauwirtschaft war überzeugt, dass sich auch die Anforderungen der neuen Mantelverordnung mit einem standardisierten Verfahren besser lösen lassen. Kritisch verwies er in dem Zusammenhang auf die mit der neuen Gesetzgebung in Teilen einhergehende Überregulierung, die zu Unsicherheiten und zur Sorge um den mit einer Wiederverwertung zusammenhängenden Aufwand führen würde und damit zur Bevorzugung von Ersatzbaustoffen.
Walter Feess, Geschäftsführer der Heinrich Feeß GmbH, griff den Gedanken auf und betont, dass nur eine echte Stärkung der Kreislaufwirtschaft erlauben würde, weniger Ressourcen zu verbrauchen, den Verkehr zu reduzieren und den Landschaftsverbrauch zu minimieren.
Referenten aus Wirtschaft, Wissenschaft und Praxis
Die Themen der mehr als 20 Referenten auf zwei Bühnen reichten von der neuen Mantelverordnung (Dokumentation gemäß der neuen EBV: Leicht gemacht mit BIM), über die Flutkatastrophe im Ahrtal („BIM als Chance für den Wiederaufbau“) zum Forschungsprojekt Bauen 4.0 („Automatisierte Arbeitsmaschinen und AR-Lösung für den Tief- und Straßenbau“) und das neue Kooperationsprojekt BRZ-ISL-MTS („Von der Kalkulation über die Baustellen bis hin zur Abrechnung im Tief- und Straßenbau“).
10.000 qm große Musterbaustelle
Dem Vortrags-Programm folgte nach der Mittagspause ein moderierter Rundgang entlang der 15 Themenstationen der 10.000 qm großen Musterbaustelle. Hier konnten sich die Teilnehmer ihr eigenes Bild von den bereits heute bestehenden Umsetzungsmöglichkeiten mit BIM und digitalen Tools machen und sich in persönlichen Gesprächen ausführlich zu ihren individuellen Fragestellungen beraten lassen.